Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Mitteilung, daß die Unterredung mit Herrn Danew rein informativ 
war, hiebei jedoch seitens Graf Berchtold die Interessen Rumäniens 
warm vertreten wurden. 
Graf Berchtold verständigte mich, daß das Bundesverhältnis mit 
Rumänien von drei zu drei Jahren kündbar sei, mit einjähriger Kündi¬ 
gungsfrist, daß der nächste Kündigungstermin auf den 25. Juli 1913 
falle, mit Ablauf am 25. Juli 1914. Er orientierte mich weiter dahin, 
daß die Monarchie die serbisch-montenegrinischen Erwerbungen in 
Albanien unter keinen Umständen akzeptiere. 
Außer diesen mündlichen Informationen erhielt ich noch folgendes 
Schriftstück als Direktive: 
„Geheim. 
1. Versicherung des Wunsches Seiner Majestät, daß Rumäniens 
Interessen in der gegenwärtigen Krise vollkommen gewahrt bleiben, und 
Bestreben des Allergnädigsten Herrn, Allerhöchst hiezu nach Möglich¬ 
keit beizutragen. 
2. Mitteilung des wesentlichsten Inhaltes der Konversationen mit 
Danew, welche im allgemeinen bloß informativen Charakter trugen und 
in deren Verlauf auch für Rumänien warm eingetreten wurde. Aus den 
Äußerungen Herrn Danews war zu ersehen, daß es für Bulgarien mit 
Rücksicht auf die öffentliche Meinung leichter fallen würde, in der frag¬ 
lichen Richtung etwas zu tun, wenn Rumänien in der Lage wäre, im 
Laufe der Friedensverhandlungen Bulgarien eine freundschaftliche 
Unterstützung zu gewähren. 
3. Streng geheime Mitteilung, daß der Dreibund gegenwärtig 
erneuert werden soll und Hoffnung gehegt wird, daß, so wie in der Ver¬ 
gangenheit, auch in der Zukunft das Verhältnis mit Rumänien pari 
passu mit dem Dreibund fortgeführt werden wird. 
4. Versuch, das Terrain für eventuelle schriftliche Niederlegung der 
Stipulation wegen Militärkonvention zu erkunden.“ 
* 
Am 18. November 1912 wurde ich seitens des Ministeriums des 
Äußern verständigt, daß sich, da Danew in Bukarest erwartet werde, 
meine Abreise verschieben müsse. Sie erfolgte daher erst am 28. Novem¬ 
ber, nachdem ich am 27. November noch in Audienz bei Seiner Kaiser¬ 
lichen Hoheit Erzherzog Franz Ferdinand war. 
Der Verlauf meiner Mission in Rumänien geht am besten aus 
meinem Seiner Majestät dem Kaiser erstatteten schriftlichen Bericht 
hervor, den ich während der Rückreise von Bukarest nach Wien meinem 
Flügeladjutanten eindiktiert hatte. 
23, Conrad II 
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