Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Über meinen hochmütigen Gegner Ährenthal sind sich die Menschen 
— glaube ich — jetzt klar, ich hätte ihm ein längeres Leben gewünscht. 
Aber Rekriminationen nützen nichts, und man muß mit der neuen 
Lage der Dinge rechnen, die allerdings für die Monarchie keine 
erhebende ist. 
Tag und Nacht mit diesem Gedanken beschäftigt, habe ich in der 
beiliegenden Denkschrift (oder wie man es nennen will) meine Ansicht 
niedergelegt, und ich bitte E. E., zu gestatten, daß ich diese Arbeit eines 
lediglichen Zeitungslesers unterbreite. 
Es ist mir eine Art Beruhigung, E. E. in diesem Moment meine 
Anschauungen vortragen zu dürfen. 
Ich glaube, daß die Monarchie jetzt wieder vor einem Wendepunkt 
steht, über welchen nur große Beschlüsse gedeihlich hinüberhelfen können. 
Genehmigen etc. etc “ 
An Oberst Dr. von Bardolff. 
„Wien, 2. November 1912. 
Lieber Bardolff! 
Ich habe in der jetzigen schweren, durch die Versäumnisse des 
Jahres 1909 geschaffenen Zeit nicht umhin können, mir klarzulegen, 
wie ich die Lage auffasse und welches die Schritte wären, welche die 
Monarchie zu unternehmen hätte. 
Ich habe dies schriftlich niedergelegt und je ein Exemplar dem 
Grafen Berchtold und Exzellenz Bolfras eingehändigt. 
Ich übersende anliegend ein Exemplar an Dich mit der Bitte, es — 
falls Seine Kaiserliche Hoheit darauf reflektieren sollte — Höchstdemselben 
zu übergeben. i ! i I ; S 
Es sind lediglich die Anschauungen eines abseits stehenden Zeitungs¬ 
lesers. 
Mit herzlichem Gruß etc “ 
Indessen gingen unaufhaltsam die Ereignisse am Balkan weiter. 
Die Bulgaren schlugen in der Zeit vom 28. bis 31. Oktober die 
Türken bei Lüle-Burgas, zemierten Adrianopel und dirigierten, wohl um 
als erste in Salonik zu erscheinen, die Kolonne Todorow nach Maze¬ 
donien. Die Serben besetzten am 28. Oktober Mitrovica, am 31. Oktober 
Prizren, während eine in Albanien rasch vordringende Abteilung schon 
am 28. Oktober Durazzo an der Adria erreichte. 
Damit war die albanesische Frage in eine neue Phase getreten, dies 
um so schärfer, als Serbien am 8. November durch seinen Wiener 
Gesandten (Jovanovic) erklären ließ, es werde auf dem Besitz eines Adria- 
Hafens unbedingt bestehen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.