Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

abzulegende Eid verpflichtet mit großer Schärfe jeden Geheimen Rat zur 
strengen Wahrung der Interessen der ö.-u. Monarchie, auch dazu, auf 
alles hinzuweisen, was eine Gefährdung dieser Interessen nach sich 
ziehen könnte. 
Unter dem Drucke dieser Pflicht verfolgte ich nun auch weiter nicht 
nur alle militärischen, sondern auch alle politischen Vorgänge. Allerdings 
war ich bezüglich letzterer, wie schon erwähnt, hauptsächlich nur auf die 
Lektüre der Tagesjoumale angewiesen. 
In dem Maße, als die politischen Ereignisse immer bedeutungsvoller 
für Österreich-Ungarn wurden, steigerte sich bei mir auch das Bedürfnis, 
meine Ansichten festzulegen und sie an den maßgebenden Stellen aus¬ 
zusprechen. 
Da ich dies nur ausgehend von meiner Eigenschaft als Geheimer Rat 
zu tun vermochte, konnte ich meine diesbezüglichen Essays nur an die 
Militärkanzlei Seiner Majestät, sowie an jene des Thronfolgers, dann an den 
Minister des Äußern und des Kaiserlichen Hauses (Graf Berchtold) leiten. 
Als mir daher seitens Oberst von Bardolff*) nahegelegt wurde, es 
auch gegenüber dem Chef des Generalstabes zu tun, vermochte ich nur 
folgende Antwort zu geben: 
„Wien, am 17. November 1912. 
Herzlichsten Dank für Deine geschätzten Zeilen. 
Habe mich mit Graf Berchtold in Verbindung gesetzt, werde heute 
nachmittags bei ihm sein**). 
Hinsichtlich der Mitteilung meiner Essays an Schemua***) halte ich 
strikte den Standpunkt ein, daß ich nur Seiner Majestät und Seiner 
Kaiserlichen Hoheit direkt unterstehe und überhaupt nur in meiner Eigen¬ 
schaft als Geheimer Rat die Berechtigung finde, an dieser Allerhöchsten 
und Hohen Stelle meine bescheidenen Ansichten niederzulegen. 
Mein ganzes diesbezügliches Vorgehen ist überhaupt nur auf ein 
Gespräch zurückzuführen, das ich gelegentlich eines Diners mit Graf 
Berchtold hatte, dem ich auch meine Niederschriften nur als Privat¬ 
mensch gab. 
Ich habe dieselben auch nicht an Auffenbergf), mit dem ich sehr 
befreundet bin, gegeben, weil ich strikte vermeide, mich an militärische 
Funktionäre mit unberufenen Ratschlägen und dergleichen heranzudrängen. 
*) Chef der Militärkanzlei des Thronfolgers, 
**) Bezog sich auf meine Bestimmung zur Reise nach Bukarest. 
***) Chef des Generalstabes, 
t) Kriegsminister. 
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