Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Er hat sich zweifellos als ganz erstklassiger Militärattache bewährt, 
der stets so eingehend informiert war und der hier mit vollstem Rechte 
eine geradezu glänzende Stellung errungen hat. 
Ich bitte E. E. um Ihre diesbezügliche so maßgebende Einflußnahme. 
Wie glücklich ich wäre, wenn es mir vielleicht noch einmal vergönnt 
wäre, mit E. E. über so manches persönlich zu sprechen, brauche ich 
wohl nicht besonders zu betonen. In der Hoffnung hierauf bitte ich Sie 
erneuert, der aufrichtigsten Freundschaft versichert zu sein, mit der ich 
stets bleibe _ _ „ , 
Euer Exzellenz ergebenster „ . „ 
6 C o n r a d.“ 
Die Stelle dieses Briefes, die sich auf Graf Kageneck bezieht, betrifft 
folgendes: Ein Artikel der „Zeit“ hatte die Nachricht gebracht, daß der 
italienische Botschafter Herzog von Avama bereits am 29. November von 
meiner Enthebung Kenntnis hatte, obzwar die Enthebung erst am 
30. November in der Audienz bei Seiner Majestät offiziell erfolgte. Dies 
veranlaßte Graf Ährenthal zu einem Vortrag an Seine Majestät vom 
20. Dezember 1911, der nach Ausfällen gegen das Kriegsministerium und 
den Generalstab, speziell gegen das vom Kriegsministerium ergangene 
Communique über meine Enthebung folgende Stelle enthielt: 
„Im Zusammenhänge mit diesen Vorgängen halte ich es für 
unerläßlich, folgenden bedauerlichen Zwischenfall zur Kenntnis Eurer 
Majestät zu bringen: 
Am Tage nach dem Bekanntwerden des Rücktrittes Freiherm von 
Conrads war in dem Wiener Blatte »D i e Zeit« eine Notiz erschienen, 
in welcher mit einer nicht mißzuverstehenden Insinuation behauptet wurde, 
daß außer den nächstbeteiligten hohen Würdenträgern nur eine 
Persönlichkeit, und zwar der italienische Botschafter 
an Euer Majestät Hofe schon vorher von der Demission des 
Chefs des Generalstabes Kenntnis gehabt habe. Letzterer habe schon in 
den Mittagsstunden des 3 0. November die Nachricht 
dem deutschen Botschafter Herrn von Tschirschky 
mitgeteilt und die Bemerkung daran geknüpft, der Chef des Generalstabes 
sei »auf dem Altar des Dreibundes geopfert worden.« 
Herr von Tschirschky habe hierauf einen Vertrauensmann zu Freiherm von 
Conrad gesendet, welchem die Mitteilung des Herzogs Avama sodann 
bestätigt wurde. 
Als ich auf die Notiz aufmerksam geworden war, wartete ich ab, 
daß die beiden durch diese Affäre kompromittierten Botschafter mir über 
den Zwischenfall Aufklärungen erteilen würden. Die beiden Diplomaten 
fanden sich auch bei dem von mir am 7. d. M. abgehaltenen Diplomaten- 
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