Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Meine Entlassung 
von der Stelle des Chefs des Generalstabes. 
Am 29. November 1911 nachmittags suchte mich der an Stelle des 
zum Truppendienst eingerückten Oberstleutnants von Brosch neuemannte 
Flügeladjutant des Thronfolgers, Oberstleutnant Dr. von Bardolf, in 
meiner Wohnung auf. Er teilte mir im Aufträge des Erzherzogs mit, daß 
ich folgenden Tages (30. November) zu Seiner Majestät in Audienz 
befohlen werde, wobei mir der Kaiser meine Entlassung aus der Stelle 
des Chefs des Generalstabes bei gleichzeitiger Ernennung zum Armee- 
Inspektor bekanntgeben werde. Seine Kaiserliche Hoheit, der vergeblich 
Fürsprache eingelegt habe, rechne bestimmt damit, daß ich die „Flinte 
nicht ins Korn werfen“, sondern die Stelle als Armee-Inspektor unbedingt 
annehmen werde. Oberstleutnant Dr. von Bardolf fügte persönlich hinzu, 
daß es Seine Kaiserliche Hoheit sehr übel auffassen würde, wenn ich das 
Gegenteil täte. 
Ich erwiderte, daß ich nicht daran denke, zu frondieren, daß ich als 
Chef den Dienst gemacht habe, so gut ich es eben vermochte, froh bin, 
diese mir ohnehin aufgedrängte Stelle los zu werden und in eine Ver¬ 
wendung zu gelangen, die mich wieder der Truppe näher bringt. Mit 
einem heiter gewechselten Händedruck schieden wir von einander und 
mit einem Gefühl der Erleichterung erwartete ich den kommenden Tag. 
Indessen war mir auch die Audienz-Vorladung für diesen zuge¬ 
kommen. 
Am 30. November 1911 erschien ich in Schönbrunn bei Seiner 
Majestät. Ich trat in das mir so wohlbekannte Arbeitszimmer des Kaisers. 
Seine Majestät reichte mir die Hand, und es vollzog sich nun folgendes 
kurze Gespräch*): 
Ich: „Euer Majestät! ich melde mich gehorsamst über Allerhöchsten 
Befehl.“ 
*) Genau nach den unmittelbar nach der Audienz gemachten Auf¬ 
zeichnungen. 
283
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.