Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

in der jetzigen aufgeregten Zeit, Kommentare hervorrufen, die vom Stand¬ 
punkte der Führung der äußeren Politik unerwünscht sein könnten. 
Auch glaube ich hinsichtlich jener Ministerkonferenzen, welche die 
militärischen Budgets betreffen, eine Zuziehung des Herrn Chefs des 
Generalstabes in Hinkunft nur in jenen Fällen beantragen zu sollen, wo 
Anforderungen in Frage kommen sollten, welche über den Rahmen des 
im Vorjahre vom gemeinsamen Ministerium und von den beiderseitigen 
Regierungen vereinbarten Programmes hinausgehen würden. 
Indem ich E. E. ersuchen darf, Seiner K. u. K. Apostolischen Majestät 
von Vorstehendem Meldung erstatten zu wollen, bitte ich E. E. den Aus¬ 
druck meiner ausgezeichneten Hochachtung zu genehmigen. 
Ährenthal m. p.“ 
Wie ich nunmehr durch die schon mehrmals zitierte Publikation aus 
dem Jahre 1920*) erfahren, hatte Graf Ährenthal von Hietzing aus am 
selben Tage (22. Oktober 1911) an Seine Majestät eine umfassende Denk¬ 
schrift gerichtet, in der er den Ausführungen meiner Memoires, ins¬ 
besondere auch jenen meines Schreibens vom 24. September 1911 scharf 
entgegentrat, meine auf den Zusammenhang zwischen Politik, Krieg¬ 
führung und Kriegsvorbereitung basierten Ansichten und Anträge 
bekämpfte, mir imperialistische Tendenzen vorwarf, meine Meinung über 
Italien als irrig hinstellte, mich der Agitation auf publizistischem Wege 
verdächtigte, von einer Kriegspartei im Generalstabskorps sprach und 
mit dem Satz schloß: 
„Aus allen diesen Erwägungen ergibt sich nur eine Schlu߬ 
folgerung: Es wäre hoch an der Zeit, daß für die Führung der aus¬ 
wärtigen Politik der hiezu von der Allerhöchsten Person ernannte 
Minister kompetent und verantwortlich bleibt. Dem Chef des General¬ 
stabs hingegen obliegt die Pflicht, die für die verschiedenen Kriegs¬ 
möglichkeiten erforderlichen militärischen Vorbereitungen zu treffen, ohne 
jedoch das Recht zu besitzen, auf den Eintritt der einen oder anderen 
Kriegsmöglichkeit einen Einfluß auszuüben.“ 
Ich erlasse mir ein näheres Eingehen darauf, wie unmöglich es für 
die Monarchie war, für alle Kriegsmöglichkeiten, also auch für einen 
gleichzeitigen Angriff aller ihrer Feinde vorbereitet zu sein. Ich deute 
nur an, wie Graf Ährenthal selbst jene Vorbereitungen hintertrieb, die 
gegen einen unverkennbaren Gegner unerläßlich erschienen, den er aber 
als Bundesgenossen warm zu halten meinte, und wie er es an der Unter¬ 
stützung jener militärischen Forderungen fehlen ließ, die als Kriegsvor¬ 
bereitung überhaupt durch Ausbau der Wehrmacht unabweisbar waren. 
*) Österreichische Rundschau. 
278
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.