Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

spielen, daß sie mit Erfolg junge Leute unter dem Deckmantel des 
Sports dem Irredentismus zuführen und daß diese Vereine mit den Sport¬ 
vereinen in Italien in engster Fühlung stehen. Es ist auch eine notorische 
Tatsache, daß sportliche Festlichkeiten in Italien fast immer zu anti¬ 
österreichischen Demonstrationen führen, und daß ebenso auch bei sport¬ 
lichen Anlässen in Südtirol fast nie die irredentistische Note fehlt. 
Endlich darf bei Beurteilung des Einflusses der Irredenta auf das 
politische Leben Italiens nicht übersehen werden, daß sicherlich die 
durch diese Agitation in den breiten Bevölkerungskreisen hervor¬ 
gerufene antiösterreichische Strömung mit ein treibender Faktor bei der 
glatten Bewilligung der bedeutenden Forderungen war, mit welchen 
die Heeresverwaltung in den letzten Jahren an das Parlament heran¬ 
getreten ist. 
Aus all dem Gesagten geht hervor, daß trotz der von offizieller 
Seite vorgebrachten gegenteiligen Darstellungen doch ein großer Teil 
der erwachsenen Bevölkerung Italiens, jedenfalls aber die gesamte her- 
anwachsende Jugend aller Bevölkerungsschichten, in imzweideutiger 
Form und ganz imverhohlen eine aggressive Tendenz gegen Österreich- 
Ungarn verfolgt, die in der »Erlösung«, der »terre irredente«, welche der 
bekannte Nationalist Professor Sighele als »terre date in usufrutto ad 
un altra nazione« (einer anderen Nation lediglich zum Nutzgenuß über¬ 
lassenes Gebiet) bezeichnet, ihr Endziel und ihre heiligste patriotische 
Pflicht erblicken. 
Wien, am 2. September 1911. 
Conrad m. p., G. d. I. 
Für die richtige Abschrift: 
Wien, am 5. September 1911. 
P a i c m. p., Obstlt.“ 
Drina-Regulierung. 
„Beilage 4. 
Bemerkung 
zum Geschäftsstück Präs. Nr. 8194 von 1911. 
Ich kann nur wiederholen, daß vom Standpunkt der Wahrung wich¬ 
tiger Interessen im Alarmierungs- (Mobilisierungs-) Falle lediglich eine 
solche Lösung der Grenzfrage militärisch annehmbar ist, bei welcher 
a) entweder seitens Serbiens die 1883/'84er Grenze anerkannt wird, 
oder 
b) Serbien im Einvernehmen mit der Monarchie eine Drina-Regu¬ 
lierung durchführt und den aus der Drina-Regulierung resultieren¬ 
den Talweg als Staatsgrenze anerkennt. Hiebei wäre es militärisch 
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