Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Diese ganz beispiellose Indifferenz, ja patriotisch sehr anfechtbare 
Haltung unserer Presse und die daraus resultierende Unaufgeklärtheit 
unserer öffentlichen Meinung bildet einen der Hauptgründe dafür, daß 
unsere militärischen Forderungen immer wieder den größten Schwierig¬ 
keiten begegnen und auf ein Maß herabgeschraubt wurden, das alle 
militärischen Stellen mit schwerer Besorgnis für die Zukunft erfüllen 
muß und diesen Stellen die unbedingte Verpflichtung auferlegt, die¬ 
sem traurigen Zustande auf das entschiedenste entgegen zu wirken. 
Es scheint mir daher, insbesondere im Hinblicke auf die demnächst 
herantretende Notwendigkeit großer militärischer Forderungen, hoch an 
der Zeit, die Bedeutung einer von maßgebender und orientierter Seite 
zielbewußt beeinflußten Presse endlich im vollen Umfange einzuschätzen 
und bitte ich E. E., unter voller Entfaltung der dem Reichskriegsministe¬ 
rium zur Verfügung stehenden Machtmittel, unsere Publizistik in diesem 
Sinne beeinflussen und gegensätzlichen Einflüssen anderer mit allem 
Nachdrucke entgegentreten zu wollen. 
Ganz besonders bitte ich in dieser Richtung auch beim Ministerium 
des Äußern vorstellig zu werden, welchem ein derartiges, die Macht¬ 
mittel und die militärische Bereitschaft der Monarchie schwer schädi¬ 
gendes Gebaren ganz besonders nahe gehen muß. 
Conrad m. p.“ 
„Beilage 2 b. 
Hochwohlgeborener Freiherr! 
Ich habe die Ehre gehabt, das mir unter Nr. 8417 am 2. Juli zuge¬ 
sandte Schreiben vom 25. v. Mts. zu erhalten, in welchem sich der Herr 
Chef des Generalstabes mit der Haltung der Presse zu den militärischen 
Forderungen beschäftigt. 
Wenn Freiherr von Conrad in dieser Darlegung darauf hinweist, 
daß die ausländische, namentlich aber die italienische Presse in viel 
nachdrücklicher Weise, als dies bei uns der Fall ist, für die Verwirk¬ 
lichung der als notwendig erkannten militärischen Maßnahmen ein- 
tritt, so kann ich ihm in diesem Punkte nur recht geben. 
Diese fast einmütige Stellungnahme Speziell der italienischen 
Presse ist zum Teile wohl auf die besonders in Oberitalien herrschende 
Furcht vor uns, größtenteils aber darauf zurückzuführen, daß die 
Presse national geeint ist, während bei uns die Verhältnisse bekanntlich 
ganz anders liegen. Es ist E. E. nur zu gut bewußt, wie oft die Herein¬ 
ziehung von nationalen Fragen und Aspirationen hindernd in die stete 
Entwicklung unserer Wehrmacht eingegriffen hat, und es ist — so 
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