Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

aber stets eifrig bemüht, sowohl auf parlamentarischem Wege, als auch 
in der öffentlichen Meinung die Forderungen der dortigen Heeresverwal¬ 
tung, die sich mit den nationalen Aspirationen vollständig decken, 
mit allen Mitteln zu fördern. 
Ich würde mich einer schweren Pflichtverletzung schuldig machen, 
wenn ich diese unverkennbaren und planmäßigen Vorgänge unbeachtet 
lassen und nicht wenigstens die zur Sicherung der Monarchie unum¬ 
gänglich notwendigen militärischen Maßnahmen beharrlich anstreben 
würde. 
Leider konnte ich dabei nicht immer die wirksame interne Förde¬ 
rung der militärischen Interessen seitens des Ministeriums des Äußern 
finden, die zur Verwirklichung der bescheidensten militärischen Forde¬ 
rungen so dringend erwünscht wäre. 
In der Ministerratssitzung am 5. März 1911, in welcher ich nach 
den Allerhöchsten Weisungen E. M. den berufenen staatlichen Faktoren 
die mit den bewilligten Mitteln nicht realisierbaren Notwendigkeiten vor¬ 
tragen durfte, resümierte der Herr Minister des Äußern, als Vorsitzen¬ 
der, das Ergebnis der Besprechung in der Weise, wie es E. M. der a. u. 
beigeschlossenen Beilage 1 Allerhöchst zu entnehmen geruhen. 
Diese auszugsweise Abschrift des Sitzungsprotokolls läßt ersehen, 
daß der Vorsitzende die ablehnende Haltung der beiden Regierungen 
nicht nur zustimmend zur Kenntnis nahm, sondern auch noch das 
Gewicht seiner Bedenken hinsichtlich der Einwirkung militärischer For¬ 
derungen auf die auswärtige Politik in die Wagschale warf. 
Wie sehr diese Bedenken des Grafen Ährenthal die Haltung des 
Ministeriums des Äußern in militärpolitischen Fragen beeinflussen, bitte 
ich E. M. den a. u. unterbreiteten Beilagen 2 a, 2 b und 2 c Allerhöchst 
zu entnehmen. 
Meine Anregung (Beilage 2 a), daß auch bei uns ähnlich wie in 
Italien durch eine patriotische Haltung der Presse und durch eine wahr¬ 
heitsgemäße Darlegung der militärischen Lage in der öffentlichen 
Meinung der Weg für die Erreichung jener militärischen Forderungen 
geebnet werde, deren Notwendigkeit inzwischen auch das Reichskriegs¬ 
ministerium in einem a. u. Vortrage an E. M. anerkannt hat, lehnte der 
Herr Minister des Äußern ab (Beilage 2 b) und wandte sich dabei scharf 
gegen eine angeblich existierende »Militärpartei« und gegen Vorberei¬ 
tungen für einen »konkreten« Krieg. 
Daraufhin mußte ich in meiner an die Person des Reichskriegs¬ 
ministers gerichteten Note vom 30. Juli 1911 (Beilage 2 c) meiner Über¬ 
zeugung von der unbedingten Notwendigkeit konkreter Vorsorgen 
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