Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Des ewigen Haders müde und von der Notwendigkeit überzeugt, 
sich durch die Politik Italiens nicht länger irreführen zu lassen, entwarf 
ich meine Denkschrift vom 9. September 1911, in der mein 
ganzer Konflikt mit Graf Ährenthal zusammenfassend dargestellt erscheint. 
Ich gebe sie vollinhaltlich wieder. 
Denkschrift 
vom 9. September 1911. 
„Chef des Generalstabes. 
Res. Glst. Nr. 3490. 
Allergnädigster Herr! 
In den letzten Monaten wurden zwischen dem Ministerium des 
Äußern, dem Reichskriegsministerium und mir mehrfach dienstliche 
Korrespondenzen geführt, welche die Wechselwirkung zwischen der 
äußeren Politik und den Vorsorgen für die Schlagfertigkeit und Kriegs¬ 
bereitschaft der Wehrmacht innig berührten. In diesen Korrespondenzen, 
die größtenteils im Einsichtswege der Militärkanzlei E. M. zur Kenntnis 
gebracht wurden, sind mancherlei Gegensätze darüber zutage getreten, 
inwieweit die Tendenzen der äußeren Politik der Monarchie mit jenen 
Vorsorgen militärischer Natur im Einklänge stehen, welche der Heeres¬ 
verwaltung und dem Chef des Generalstabes zur Pflicht gemacht sind. 
Zur Klärung der hiebei aufgetauchten Fragen bitte ich E. M. die 
nachfolgenden a. u. Ausführungen Allergnädigst zur Kenntnis nehmen 
zu wollen: 
Wenn ich im Sinne der mir von E. M. Allerhöchst erteilten Wei¬ 
sungen bei wichtigen Ereignissen, welche für die äußere Politik der 
Monarchie von Bedeutung sein konnten, wiederholt einen Gedankenaus¬ 
tausch mit dem Herrn Minister des Äußern gesucht habe, so geschah 
dies stets ausschließlich nur in dem Sinne, um die daraus abzuleitenden 
militärischen Konsequenzen festzulegen und diese Konsequenzen mit 
jenen Forderungen in Einklang zu bringen, welche ich nach meiner 
Anschauung der Verhältnisse als für die Schlagfertigkeit der bewaffneten 
Macht unerläßlich erachte. Dabei muß ich a. u. hervorheben, daß auf 
mir in dieser Hinsicht ganz besonders auch dann die volle Verantwor¬ 
tung ruht, wenn — was niemand zu beherrschen vermag — der Gang 
der politischen Ereignisse eine andere Richtung nehmen sollte, als sie 
vom Ministerium des Äußern vorausgesetzt wurde. 
Ich muß daher auch in der Erfüllung meiner ernsten Obliegenheiten 
daran festhalten, daß das für diese Eventualität unerläßliche Maß rein 
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