Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Ton erwiderte, den ich brieflich ablehnte, mit dem Bemerken, die Ent¬ 
scheidung Seiner Majestät anrufen zu wollen. 
Wie ich einer im Jahre 1920 erschienenen Publikation*) entnehme, 
hat mich Graf Ährenthal in einer Denkschrift vom 22. Oktober 1911 bei 
Seiner Majestät beschuldigt, meine Ansichten auch „publizistisch zu ver¬ 
treten“ und zur Begründung dessen angeführt: „Dies läßt sich aus man¬ 
chen Zeitungsartikeln nachweisen, die seinen Gedankengang genau wieder¬ 
geben und darum seiner Inspiration zugeschrieben werden 
müsse n.“ 
Graf Ährenthal übersah dabei, daß es ja außer mir auch noch andere 
Menschen geben konnte, die sich von Italien nicht täuschen ließen. Seine 
Beschuldigung aber weise ich mit dem Bemerken zurück, daß ich mich 
nicht nur niemals dieses Mittels bedient, sondern mich stets darauf 
beschränkt habe, den Kampf mit offenem Visier zu führen. Auch war 
den m i r unterstehenden Generalstabsoffizieren eine publizistische Tätig¬ 
keit in dieser Richtung untersagt. 
Daß ich in Pressefragen stets den korrekten Weg durch das hiefür 
kompetente Kriegsministerium einhielt, ergibt sich auch aus meinem in 
der Denkschrift vom 9. September angeführten Schreiben an den Kriegs¬ 
minister aus Malborgeth vom 25. Juni, das die Antwort Graf Ährenthals 
vom 22. Juli und meine Erwiderung vom 30. Juli 1911 zur Folge hatte. 
(Siehe die Denkschrift vom 9. September, Seite 247, 248, 251.) 
Dieser Briefwechsel erweist, daß Graf Ährenthal sich im Unklaren 
darüber war, daß es für einen Großstaat einen Unterschied in der 
Rüstung zur Defensive und einer solchen zur Offensive nicht 
geben könne, weil selbst eine abwartende, also defensive Politik, im Falle 
feindlicher Herausforderung oder feindlichen Angriffes, die eigene mili¬ 
tärische Offensive erfordern kann. 
Aber nicht genug damit, verwahrte sich Graf Ährenthal ja auch 
gegen alle Maßnahmen, die selbst für sein vermeintlich reduziertes Ziel 
dringend geboten waren. 
Zur weiteren Erklärung der gegen mich bei Graf Ährenthal bestehen¬ 
den Gereiztheit erwähne ich hier noch einen bereits 1909 stattgehabten 
Vorfall. Ich hätte ihn übergangen, wenn er nicht in der früher angeführten 
Publikation vom Jahre 1920 eine Andeutung gefunden hätte. 
Mir wurde nämlich damals ein an Graf Ährenthal gerichtetes 
Schreiben eines k. u. k. Gesandten zur Kenntnis gegeben, das in einem 
dem militärischen schriftlichen Verkehr fremden, dem Empfänger huldigen¬ 
den Stil abgefaßt, auch den Satz enthielt: 
*) „Österreichische Rundschau“. 
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