Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Daß die italienische Flotte bei einem Angriff auf die Dardanellen 
reüssieren könne, hält er für ganz ausgeschlossen. Sein Vertrauen zu 
den Forts- und Minenanlagen ist groß. 
Der einzige Erfolg der italienischen Flotte könne in der Besetzung 
einzelner Inseln bestehen; doch werde dies auf den Gang der Ereignisse 
von geringem Einfluß sein. 
Heinsy Bey bestätigte mir auch die Nachricht, daß mein englischer 
Kollege demnächst aus Täbris auf seinen hiesigen Posten zurückkehren 
dürfte; es könnte sein, daß es mir dann möglich sein wird, E. E. neuere 
Nachrichten über die Zustände und Ereignisse in Persien zu melden. 
Remsy Bey bestätigte mir, daß man hier eine Zeitlang über die 
Haltung Österreich-Ungarns am Balkan besorgt war. 
Im hiesigen Kriegsministerium hätte man ihm mitgeteilt, daß man 
auf die immer wieder auftauchenden Gerüchte über Truppen Verschiebungen 
Österreich Ungarns nach Tirol und nach Bosnien den russischen Militär¬ 
attache in Wien beauftragt habe, darüber zu berichten. 
Derselbe meldete allerdings über Munitions- und sonstige Transporte 
nach Tirol. Größere TruppenVerschiebungen seien jedoch nicht vor¬ 
gekommen. 
Auf meine Frage, ob hier in Rußland in letzter Zeit Truppen¬ 
verschiebungen vorgekommen seien, sagte mir Remsy Bey, daß Muni ions- 
transporte (auch Munitionswagen) in den Kiewer Distrikt vorgekommen 
seien. Verschiebungen von Korpsteilen oder gar ganzer Korps haben 
nicht stattgefunden und seien seiner Ansicht nach nicht zu erwarten. 
Die Anwesenheit Seiner Majestät in Livadia, die noch nicht erfolgte 
Rückkehr des Ministers des Äußern aus der Schweiz sind immerhin auch 
Anzeichen dafür, daß man hier in maßgebenden Kreisen trotz aller 
gegenteiligen Gerüchte den Ereignissen mit größerer Beruhigung 
entgegensieht und an eine Aktion Österreich-Ungarns auf dem Balkan, 
die über den Rahmen der Erhaltung des Status quo hinausgehen würde, 
nicht glaubt. 
Genehmigen E. E. den Ausdruck meiner besonderen Verehrung, mit 
welcher ich mich zeichne als 
Euer Exzellenz gehorsamst ergebener 
Hohenlohe, Hauptmann. 
St. Petersburg, am 21. November 1911. 
Präs. 25. November 1911. 
Geh. Nr. 63/1911.“ 
Ich hatte an den k. u. k. Militärattache in Rom Auftrag erteilt, zu 
berichten, wann die ersten Anzeichen für irgend eine besondere 
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