Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Ich habe auf die geistigen Fähigkeiten und militärischen Kenntnisse 
Auöenbergs, auf seine schon in jungen Jahren im bosnischen Feldzug 
und später in den verschiedensten Verwendungen gesammelten Erfah¬ 
rungen, dann darauf hingewiesen, daß er dabei auch Einblick in die 
ungarischen, kroatischen und die bosnischen Verhältnisse gewonnen 
habe. Seine initiative Charakteranlage dürfte dafüi bürgen, daß die 
von mir gestellten Forderungen nunmehr auch seitens der Ministerial- 
instanz eine tatkräftigere Unterstützung finden würden als bisher. 
Seine Majestät sagte hierauf: „Also meinen Sie, daß man ihn zum 
Kriegsminister machen soll?,“ was ich mit „Ja“ beantwortete. Der 
Kaiser erwiderte: „Nun, wenn Sie es sagen, werde ich sehen.“ 
Im Herbst 1911 erfolgte die Ernennung Auffenbergs zum Kriegs¬ 
minister, der mit den Impulsen einer frischen Kraft sein schwieriges 
Amt antrat. 
Baron Schönaich wurde von Seiner Majestät unter den größten 
Ehrungen und Auszeichnungen in Disponibilität versetzt. Ein Teil der 
Presse, bei dem er in hoher Gunst stand, widmete ihm die wärmsten 
Nachrufe. 
Als schwerste Bürde übernahm der neue Kriegsmmister die Wehr¬ 
vorlage und damit auch die komplizierten Verhältnisse in Ungarn. 
Wenn ich in allem Vorangehenden auf die großen Widerstände 
hingewiesen habe, welche die Wehrfrage speziell in Ungarn fand, so 
muß ich doch auch hervorheben, daß es in Ungarn nicht an maßgeben¬ 
den Politikern fehlte, die von großen Gesichtspunkten aus den ganzen 
Ernst dieser Frage erfaßten und bemüht waren, sie zu einem gedeih¬ 
lichen Abschluß zu bringen. 
Es war besonders der königl. ung. Staatssekretär Franz von Bolgär, 
der seine reichen Erfahrungen und seine eingehenden militärischen 
Kenntnisse in den Dienst der Sache stellte. Er hatte die Freundlichkeit, 
mich am 11. Oktober 1911 aufzusuchen, wobei sich folgendes Gespräch 
entwickelte: 
Zunächst erwähnte Herr von Bolgär, daß er seine folgenden Anschau¬ 
ungen schon im Jahre 1909 dem Kriegsminister Schönaich dargelegt habe. 
Ich erwiderte, daß er mir mit Bezug auf das Wehrgesetz einen großen 
Dienst erwiesen hätte, wenn er mich schon vor zwei Jahren über die 
Ansichten in Ungarn unterrichtet hätte. Bolgär meinte, er habe 
Kenntnis der zwischen mir und dem Kriegsminister bestehenden Kontro¬ 
versen gehabt und konnte nicht in beiden Lagern verkehren. 
Er sagte dann, daß in Ungarn eine große Strömung gegen die 
zweijährige Dienstzeit sei. Man würde in Ungarn bei Beibehalt der 
dreijährigen Dienstzeit einer Erhöhung des Rekrutenkontingentes auf 
148
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.