Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

sich stets die Eventualität des Krieges vor Augen zu halten und alles 
geltend zu machen, was für diesen in Betracht käme. 
Der Vorsitzende erklärt nunmehr die Sitzung für geschlossen. 
Ährenthal m. p.“ 
Der Hinweis auf die Argumente, die eine Ablehnung meiner Mehr¬ 
forderung begründen sollten, wurde seitens Graf Ährenthal nicht ohne 
die Geste gereifter Überlegung vorgebracht, wobei er sich durch 
Wendungen nach rechts und links die kopfnickende Zustimmung der 
beiden Ministerpräsidenten einholte. 
Ich überlasse es dem Leser — jetzt, nach den Erfahrungen des 
Weltkrieges — zu beurteilen, ob meine Mehrforderung von 260 Mil¬ 
lionen Kronen tatsächlich übertrieben und meine Verwahrung gegen 
eine Budgetierung ungerechtfertigt war, die dringende Beschaffungen 
(Geschütze, Gewehre, Munition, Befestigungen) teils überhaupt ver¬ 
sagte, teils auf viele Jahre hinauszog und es mit sich brachte, daß die 
Armee mit unzulänglicher Bewaffnung in den Weltkrieg trat. 
Auch möge sich der Leser fragen, ob diese Folgen nicht schwerer 
wogen, als die vom Grafen Ährenthal befürchteten „schweren 
innerpolitischen P er t u r b a t i on en“; ebenso auch, ob die 
von mir geforderte, im Vergleich zu den Aufwendungen unserer Feinde 
geringfügige Summe seine Behauptung rechtfertigte, „daß dies auch 
vom Standpunkt der äußeren Politik ein sehr 
bedenkliches Vorgehen wäre,“ daß man uns deshalb 
„aggressive Absichten zuschieben würde“ und wir 
die „Nachbarn zur Steigerung ihrer Rüstungen 
ermuntern würden!“ 
Nun — die Nachbarn haben sich danach sehr wenig gerichtet, 
sondern sind zielbewußt und großzügig ihren eigenen Weg 
gegangen. 
Aber auch auf die Politik des Grafen Ährenthal werfen seine im 
Protokoll gegebenen Ausführungen ein grelles Licht. Er meinte die 
Politik darauf basieren zu können, daß wir bei etwa eintretenden Ver¬ 
wicklungen nicht sofort aktiv hervorzutreten hätten. 
Ganz abgesehen davon, daß auch bei etwa späterem Hervortreten 
sich Versäumtes nicht mehr nachholen ließ, fragte es sich doch, wie die 
Lage wäre, wenn diese Verwicklungen uns direkt zum Ziele 
hätten, die Gegner uns daher nicht die Zeit lassen würden, „die 
Dinge sich vorerst entwickeln zu lassen“. 
Was dann? 
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