Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Dafür aber ist das Versprechen der zweijährigen Dienstzeit bereits 
hinausgegeben und eine budgetäre Bindung bis 1915 eingegangen: keine 
Mehrforderungen zu stellen und keine Budgetüberschreitung eintreten 
zu lassen. 
Es fragt sich nun, was meine Ausführungen außer der Begründung 
der Notwendigkeit meiner Forderungen im Nachhinein überhaupt für 
einen Zweck haben könnten? 
Die Antwort wäre: zu retten, was noch zu retten ist, und Wege zu 
finden, die dazu einzuschlagen wären. 
Solche Wege vermöchten zu sein: 
I. Die Berichtigung des offenkundigen Mißverhältnisses 
zwischen den für das Heer und den für die Flotte gewidmeten 
Mitteln, nämlich 200 Millionen gegen 312. 
Gewiß ist die Entwicklung der Marine, der Ausbau einer tüchtigen, 
starken Flotte nur zu begrüßen, sie ist auch in Friedenszeiten zur Ver¬ 
tretung der Monarchie im Auslande und zur Hebung und Unterstützung 
der Handelsinteressen gewiß sehr wichtig. 
Dem Ausbau der Flotte kann aber nur unter der Voraussetzung 
zugestimmt werden, daß für die Landmacht genügend gesorgt 
wird. 
Österreich-Ungarn ist ein kontinentaler Staat; in einem Kriege liegt 
für uns die Entscheidung auf dem Lande. Dort entscheiden sich 
also die Schicksale der Monarchie. 
Der schönste Seesieg vermag nicht eine Niederlage zu Lande aus¬ 
zugleichen. 
Praktisch könnte wohl nur eine Verschiebung des Marineprogram¬ 
mes der Zeit nach hinsichtlich eines der vier Dreadnoughts in Frage 
kommen, da deren zwei an das Stabilimento in Triest und einer an die 
Danubius-Werfte in Fiume bereits fix vergeben sind, und an der Zahl 
der zu erbauenden kleinen Einheiten (Kreuzer, Torpedo- und Untersee- 
Boote) wohl keine Reduktion Tätlich erschiene. 
Durch diese Maßnahme würde gerade in der für die Ausgestaltung 
der Landmacht allerdringlichsten Zeit bis 1915 ein Betrag von zirka 
60 Millionen Kronen einmaliger Auslagen verfügbar werden, die für 
die allernotwendigsten Forderungen der Landmacht, ein¬ 
schließlich der Reichsbefestigung, verwendet werden könnten. Freilich 
wird dieser Ausweg viele Gegner haben. 
II. Ein zweiter Weg wäre die Zurückstellung der zwei¬ 
jährigen Dienstzeit unter Beibehaltung der dreijährigen, 
jedoch mit erhöhtem Rekruten-Kontingent Die dabei ersparten Mittel 
könnten für die materielle Ausgestaltung und die Reichsbefestigung ver¬ 
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