Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Ich führte aus, daß im Herbst 1906 großenteils infolge inner¬ 
politischer Zustände (besonders der Verhältnisse in Ungarn) die Heeres¬ 
entwicklung sich in Stagnation befand, große Rückständigkeiten aufwies 
und weit hinter den Nachbarstaaten zurückgeblieben war. 
Um nun nicht gänzlich zurückzubleiben und um die schreiendsten 
Rückständigkeiten und Mängel zu beheben, mußte zu Notbehelfen 
geschritten werden, dies auf Kosten der ohnehin unzureichenden Stände 
der Infanterie. 
Nur die k. k. Landwehr erhielt 1908 eine Erhöhung um 4200 
Rekruten für Gebirgstruppen und Landwehr-Haubitz-Divisionen. 
Die konkreten Kriegsvorbereitungsstudien für die verschiedenen 
möglichen Kriegsfälle führten im Frühjahr 1908 zu von mir gestellten 
Anträgen für die dringendsten Erfordernisse des Heeres und der beiden 
Landwehren. 
Sie waren: 
Personelle für Neuaufstellungen (Maschinengewehr-Abteilun¬ 
gen, Gebirgsartillerie etc.), die aber nur auf Kosten der Infanterie gedeckt 
wurden, und 
finanzielle, nämlich ein besonderer Rüstungskredit. 
Untei dem Eindruck der Annexionskrise wurde ein Rüstungskredit 
von 180 Millionen Kronen gewährt; damit wurden im Sommer 1908 bis 
Frühjahr 1909 allerdringendste Mängel gedeckt, und zwar: 
Die Schnellfeuerkanonen beschleunigt ausgegeben, 
die Maschinengewehr-Abteilungen vermehrt, 
die dringendsten Gebirgsartillerie-Formationen geschaffen, 
die Munitionsvorräte erhöht, 
die technische Ausrüstung teilweise vermehrt, 
die Gebirgsausrüstungs-Vorsorgen erhöht, 
die bedrohten festen Plätze dringendst ausgestaltet. 
Etwa 41% Millionen gingen auf Bereitstellung (d. i. Annahme der 
Kriegsstände) im Annexionsgebiet auf. 
Diese militärische Maßnahme sicherte den politischen Erfolg und 
das Prestige. Es erübrigten aber nurmehr 138% (180 minus 41%) 
Millionen Kronen. 
Die Realisierung obiger Maßnahme dauerte aber vom Herbst 1908 
bis Frühjahr 1909, dies war jedoch den so wenig kriegsbereiten Gegnern 
vis-ä-vis möglich, darauf ist nie wieder zu rechnen. 
Alle möglichen Gegner arbeiten seither rüstig. Bei uns dagegen 
mußte auf weitere Notbehelfe gegriffen werden. So mußten z. B. die 
vierten Bataillone der Infanterie-Regimenter verminderten Stand annehmen 
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