Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Das am 17. Feber erhaltene Schreiben von Exzellenz Baron Bolfras 
vom 16. Feber beantwortete ich mit folgendem: 
„Wien, 18. Feber 1911. 
Euer Exzellenz! 
Ich bitte E. E. meinen gehorsamsten Dank für das gütige Schreiben 
vom 16 d. M. entgegenzunehmen. 
Ich habe die Sache nochmals reiflich erwogen und komme immer 
zu demselben Resultat. 
Wenn ich schon von der Geltendmachung des 200-Millionenkredits 
für die Neubewaffnung der Infanterie absehe, so sehe ich doch in der 
fast gänzlichen Streichung des Fortifikationskredites, der gänzlichen 
Streichung der 260 Millionen für dringende sonstige Bedürfnisse 
(Artillerie-Munition, technische Ausrüstung), endlich in der leichtfertigen 
Hingabe der zweijährigen Dienstzeit, ohne für dieselbe vorher die 
unerläßlichen Grundbedingungen, darunter vor allem die Sicherung 
weiterdienender Unteroffiziere geschaffen zu haben, eine schwere 
Schädigung der Wehrmacht, die kein ruhig überlegender Soldat verant¬ 
worten kann. 
Es ist symptomatisch, daß selbst schon aus Delegiertenkreisen (Rede 
des Grafen Clam) Zweifel an dieser Budgetierung auftauchen und vom 
Kriegsminister verlangt wird, er möge erklären, daß trotz der geringen 
Mittel das Notwendige zu geschehen vermag; ich müßte mich für einen 
Verbrecher halten, wenn ich diese Frage mit >ja« beantworten wollte. 
Ich bitte daher E. E., nachdem schon mein Bemühen erfolglos war, 
hochderen großen, auf jahrelanges Vertrauen gegründeten Einfluß 
geltend zu machen, um vielleicht noch in elfter Stunde das für die Armee 
Notwendige zu retten. 
Ich hatte bereits im Herbst die dringenden Forderungen in einem 
Antrag an das Ministerium gestellt. Dieses lehnte dieselben jedoch in 
einem a. u. Vortrag ab; ich habe zu dieser Ablehnung eingehende 
Bemerkungen gemacht und gebeten, diese dem a. u. Antrag des RKM. 
beizulegen. 
Ich hoffte nun, daß entweder der Minister Weisung bekommen 
würde, diesen Forderungen zu entsprechen, oder ich den Befehl erhalten 
würde, meine Forderungen vor den berufenen Funktionären mündlich 
zu vertreten. 
Weder das eine noch das andere geschah, sondern ich wurde erst 
im Wege der Zeitungen von der Rede des Ministers (5. Feber 1. J.) 
überrascht, welche dieses gänzliche Nachgeben, sowie eine Knebelung 
auf Jahre hinaus enthüllte.
	        
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