Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Er hatte zwar seinem Sohne gerathen, den Kampf bis zur gänzlichen 
Bezwingung jener Völker fortzuführen; allein dieser, des langen Krieges über¬ 
drüssig, sich nach den schöneren Gegenden Italiens und den Genüssen Roms seh¬ 
nend, schloß mit ihnen Frieden. Die Bedingungen waren ziemlich hart, sie mu߬ 
ten einen jährlichen Tribut an Getreide liefern, Truppen stellen, die Gefangenen 
zurückgeben und sollten nur einmal im Monate in einer bestimmten Stadt in 
Gegenwart eines römischen Centurio ihre Volksversammlung halten 1). Com- 
modus ließ jedoch bald manche Bedingung nach, räumte alle besetzten Burgen 
im Lande der Markomannen und Quaden und eilte nach Rom; Ruhe herrschte 
nun endlich wieder in den Gegenden der Donau. 
Dieser große langwierige Krieg, den wir ohne Unterbrechung darstellen 
wollten, hatte auf unser Land ob der Enns einen bedeutenden Einfluß. Wenn 
auch die ersten Züge der Deutschen über die Donau bis nach Aquileja hin mehr 
gegen Osten, von Pannonien aus, nach dem mittleren Norikum Statt fanden und 
der gewaltigste Kampf späterhin, auch in den östlichen Gegenden, mit den Ja- 
zygen und Quaden, wüthete, so entbrannte er doch auch an der ganzen Linie der 
Donau, wie schon aus dem Gesagten hervorgeht. Die ungeheure Menge an 
Gefangenen, welche jene Völker hatten, und die gewiß nicht alle römische Sol¬ 
daten, sondern meistens weggeführte Bewohner waren, so wie die große Zahl des 
geraubten Viehes, welches ihnen wieder abgejagt wurde oder zurückgegeben wer¬ 
den mußte, deutet auf weit ausgebreitete Züge in Pannonien und Norikum hin, 
welche beide im Anfange wenigstens fast ohne Vertheidigung waren; und unser 
Land, das nächste Gränzland, blieb von den feindlichen Einfällen und Raubzü¬ 
gen gewiß nicht verschont. wir ohne kämpfte in Norikum selbst mit den Deut¬ 
schen, und als Marc-Aurel nach Rom sich begab, wurde er als Beschützer der 
Donaugränze aufgestellt 3). Die Wichtigkeit der Gränzvertheidigung verkannte 
auch der umsichtige Kaiser nicht; er traf gute Anstalten an der oberen Donau, 
errichtete die dritte italische Legion zum Schutze Rhätiens, die auch immer 
dort ihren Standplatz hatte, und die zweite im Norikum4), größtentheils 
aus Landeseingebornen, zur Vertheidigung dieses Landes. Die Linie der Befe¬ 
stigungen, welche an der oberen Donau (oberhalb Passau) schon früher er¬ 
richtet worden war, mußte unter den damaligen Umständen ununterbrochen 
an diesem Flusse herab fortgeführt werden als Schutz gegen plötzliche Ueberfälle 
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1) Dio Gassius I. 71 c, 2, Z. 
2) L. c. I. 55, c. 24. His ergo legibus eis pacem dedit, (Commodus) et omnia castella, 
quae erant in regione, ultra limites eis ademtos, deseruit. 
3) Julius Cap. vita Pertinacis c. II. 
4) Dio Cassius 1. 55, c. 24. Marcus Antonius secundam (legionem) in Norico , tertiam 
in Rhaetia (instituit), quae etiara italicae vocantur.
	        
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