Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Feinde bis an die Gränzen Italiens vor. Der Schrecken in Rom war unge¬ 
heuer; als aber Lucius Verus angekommen war, begaben sich beide Kaiser nach 
Aquileja und rüsteten sich zum Kampfe. Dies mochte den Deutschen unerwartet 
gewesen seyn; denn sie zogen sich zurück und suchten durch entschuldigende Ge¬ 
sandtschaften die Römer zu täuschen; doch Marc-Aurel traf die besten Anstalten 
zur Sicherheit Italiens und Illyriens und begab sich erst dann nach Rom 
zurück; dies geschah im J. 167. Im folgenden Jahre brach der Sturm neuer¬ 
dings los und es wurde am rechten Ufer der Donau gekämpft; da trieben die 
Römer Vindex und Candidus die Feinde zurück und Ballomar machte sogar 
Friedensanträge an den Statthalter von Pannonien; allein die Unterhandlung 
zerschlug sich und in dem erneuerten Kampfe mit den Markomannen fiel selbst 
Vindex1). Ein Theil der Deutschen zog gegen Aquileja vorwärts, zerstörte 
Opitergium (jetzt Oderzo) und brachte selbst jene Stadt dem Untergange 
nahe im J. 171 2), die Römer waren damals in ihren Unternehmungen und 
in der Vertheidigung sehr gehemmt durch die fürchterliche Pest, welche von den 
Truppen aus dem parthischen Kriege eingeschleppt war, wodurch viele Tausende 
der Bewohner des Landes und der Soldaten hingerafft wurden. 
Nach vielen Anstrengungen gelang es endlich dem Kaiser Marc-Aurel, der 
nun seit dem Tode des Lucius Verus im J. 171 allein regierte, ein bedeutendes 
Kriegsheer zu sammeln, die Feinde zu schlagen und bis an die Donau vorzu¬ 
rücken, wo er zu Carnuntum im oberen Pannonien sein Hauptquartier auf¬ 
schlug. Die Jazygen und Markomannen wurden über jenen Strom zurückge¬ 
worfen und die gemachte Beute ihnen wieder abgenommen; doch der Kampf 
ward immer wüthender, durch drei Jahre noch dauerte der gewaltige Krieg3). 
Schlachten wurden von den Römern gewonnen und verloren, beiderseits eine 
große Anzahl von Gefangenen gemacht. Der Kaiser kämpfte gewöhnlich unten 
in Pannonien, vorzüglich gegen die Quaden und Jazygen; aber der Krieg wü¬ 
thete fast an der ganzen Donau. Eine große Zahl von Deutschen brach sogar 
durch Rhätien und Norikum bis gegen Italien vor, aber Pompejanus und der 
tapfere Pertinax schlugen sie zurück und befreiten beide Provinzen von den 
Feinden4). Marc-Aurel drang selbst weit im feindlichen Lande vor, entkam aber 
nur wie durch ein Wunder dem Untergänge in der berühmten Schlacht gegen 
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1) Ankershofen, Gesch. von Kärnthen, II. Heft. Zweite Periode, S. 77, 78. 
2) Ammianus Marcellinus 1. 29, c. 6. Obsessa ab iisdem (Quadis ac Marcomannis) Aqui¬ 
leja, Opitergium que excisum et cruenta complura perceleri acta procinctu — vix resistente per¬ 
ruptis alpibus Juliis principe Marco. 
3) Eutropius I. 8, 18. Ingenti labore et moderatione, cum apud Carnuntum jugi triennio 
perseverasset, bellum Marcomannicum confecit. Auch Dio Cassius 1. 71 c. 7. 
4) Julius Capitalinus in Pertinace c. II. Marcusque imperator praetorium eum fecit 
et primae legioni regendae imposuit; statimque Rhaetias et Noricum ab hostibus vindicavit.
	        
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