Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Stadt der Römer, Lorch genannt, welche sich von der Enns und Donau bis 
zum Schiltenberge und gegen Ansfelden hin erstreckte, und vor nicht gar langer 
Zeit zeigte man noch zu Enns eine große, breite Grube, wo einst ein Kerker ge¬ 
wesen seyn soll, in dem die Römer den Tribun Florian und vierzig Christen 
gefangen hielten, bevor sie dieselben zum Tode führten. Auch bei Alt münster, 
unweit des Gmundner-Sees, deutet die Sage auf einen großen Ort aus der Zeit 
der Heiden, der von Hochek bis Adlersberg oder Albertsberg gereicht 
haben soll. Dort waren einst auch Tempel der Götter, einer stand da, wo nun 
die Kirche ist, ein anderer auf dem Kolmannsberge 1). 
Als eine Befestigung der Römer erwähnt die Sage auch den großen, vier¬ 
eckigen Thurm im Schlosse zu Steier, dessen oberster Theil jedoch oftmals 
verändert worden ist, und bei Kematen im Traunkreise nordöstlich von 
Kremsmünster soll eine Burg derselben gewesen seyn. Zu Spital am Pyrn, 
wo schon ein Uebergangspunkt zur Zeit der Kelten war, zeigt man noch den 
Platz, wo einst zur Römerzeit ein Heidentempel stand 2). Und in der Gegend 
von Sch lögen, im Hausruckkreise, Pfarre Haibach, erhält sich noch die 
Sage von einer großen, durch Schwelgerei und Ueppigkeit verderbten, unterge¬ 
gangenen Stadt. 
 
§. 10. 
 
Römische Denkmale mit und ohne Inschriften. 
 
Wichtiger und sicherer, als jene Sagen, sind andere Ueberreste der römi¬ 
schen Vorzeit, besonders alte Denkmale, dergleichen noch in unserm Lande 
vorhanden, oder doch nach dem Zeugnisse glaubwürdiger Schriftsteller früher 
da gewesen sind. Es finden sich solche mit und ohne Inschriften vor, und 
zwar: 
 
I. In der Stadt Enns und im benachbarten Lorch. Im 
Garten des Schlosses Enseck, welches auf dem Berge nordöstlich von der Stadt 
liegt und nun dem Fürsten von Auersperg gehört, wurden mehrere Denksteine 
mit Inschriften oder Figuren ausgegraben, die nun in einem Gange des Schlosses 
eingemauert zu sehen sind. 
Einer derselben ist ein Granitstein, auf dem oben ein Kopf und verschie¬ 
dene Verzierungen, unten zwei stehende Figuren, in der Mitte ein Gesträuch 
oder eine Blume und unterhalb ein Thier angebracht sind. Die Inschrift ist 
folgende: A. Barbio. A. F. Grato. Vel. Ann. LXXV. Et. Cominia. Pupa. 
Ann. IXX. T. Barbio. A. F. Quinto. Mil. Leg. XV. Apo. Ann. XXV. 
-------  
1) Kirchliche Topographie von Oesterreich, B. XIV. Wien 1835. S. 57, 58. 
2) Auch erwähnt in Muchar's Norikum I. 276.
	        
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