Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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worden seyn. An Wegen zum Absatze fehlte es nicht, die Donau, Traun, Enns 
und der Inn waren bedeutende Wasserstraßen, und zu Lande gab es wenigstens 
Saumwege über die Berge nach den südlicheren Gegenden. Ob die alten No¬ 
riker eigenes geprägtes Geld hatten, ist ungewiß, doch kannten sie Münzen be¬ 
nachbarter Völker. 
Ihre Sprache war eine eigenthümliche, von der deutschen verschiedene; 
der Sueve Ariovist mußte dieselbe erst lernen 1); ob sie eine eigene Schrift 
hatten, weiß man nicht; sie sollen sich der griechischen bedient haben, wie dies 
wenigstens von den Helvetiern, einem gallischen Volke zu Cäsars Zeit, be¬ 
kannt ist2). 
 
§. 8. 
 
Ueber die Druiden oder Priester der besten, ihre Religion 
und ihren Kultus. 
 
Strabo spricht von drei Klassen, welche in Gallien in vorzüglichen: Anse¬ 
hen stehen: die Barden, Vates und Druiden3). Die ersten waren 
Dichter, sie besangen die Thaten der Helden und ihre Lieder waren auch reli¬ 
giösen Inhaltes; die Vates opferten und erforschten die Natur; die Drui¬ 
den beschäftigten sich auch mit Betrachtung derselben und mit der Sittenlehre. 
Julius Cäsar erwähnt nur zwei mächtige Klassen: den Adel und die Drui¬ 
den, er kannte ohne Zweifel auch die Barden und Vaten, rechnete sie aber 
wohl zu den Druiden, von denen sie auch nur Abtheilungen oder Zweige waren. 
Die Druiden bildeten einen festgeschlossenen, mächtigen Priesterstand, waren 
die Besitzer der Wissenschaften und leiteten die geistige Bildung. Sie waren der 
erste Stand im Staate, frei von allen Abgaben und vom Kriegsdienste. Söhne 
des hohen Adels traten in ihren Orden; sie hatten eine eigene Kleidung; in 
Höhlen und Wäldern, in stiller Einsamkeit, ertheilten sie der Jugend Unterricht, 
die sich diesem Stande widmete; derselbe währte sehr lange, war mündlich, in 
kurzen Sätzen, in einer nur den Eingeweihten verständlichen, mystischen Sprache. 
Der Orden hatte mehrere Abstufungen, über alle war der hohe Priester gesetzt, 
er wurde durch Acclamation oder Mehrheit der Stimmen gewählt und regierte 
lebenslänglich. Die Druiden waren verehelicht und lebten unter ihren Mitbür¬ 
gern im Rufe der strengsten Gerechtigkeit, weshalb, man ihnen auch gewöhnlich 
die Privat- und öffentlichen Streitigkeiten zur Entscheidung überließ. 
Es gab aber auch eine Art waren. Vereine, wo man sich mit tieferen, 
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1) Caesar de bell. gall, I. 47. 
2) L. c. I. 29. 
3) Strabo I. IV, c. 4.
	        
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