Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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chard, aus der edlen Familie der Pol Heime in Oesterreich, auf den bischöf¬ 
lichen Stuhl erhoben, er starb aber schon gegen Ende des J. 1282 zu Wien 1). 
Nun kam zwar Gottfried zu dieser Würde, allein sein Wirken fällt nicht 
mehr in jene Periode, sondern eigentlich schon in die künftige hinüber, wo auch 
davon die Rede sein wird. 
 
§. 61. 
 
Schluß betrach tung. Rückblick auf diese Jahrhunderte. — 
Ueber den Geist der Zeit und den Charakter der damaligen 
Menschen, ihr Leben und Treiben. 
 
Wir sind nun angelangt am Ende jener Zeit, deren wichtigere Ereignisse 
wir darzustellen versuchten. Große Veränderungen, wie in ganz Deutschland, 
gab es auch in unserem kleinen Lande; es war ein großer, wichtiger Zeitraum des 
Mittelalters seit K. Karl dem Großen, mit einer eigenen Gestaltung und Aus¬ 
prägung, mit neuen Ideen, einer besondern Glaubens-und Willensrichtung, 
ein großartiger Uebergang von der alten Zeit in die neuere, die Grundlage 
mancher jetzigen kräftig dastehenden Einrichtungen. Vieles ist schon über jene 
Jahrhunderte geschrieben worden; Einige haben sie als die Zeit der frechsten 
Willkür, der Unterdrückung und Grausamkeit, der Barbarei und Finsterniß 
dargestellt, Andere dieselben hoch gepriesen in poetischer Anschauung des herr¬ 
lichen Ritterthums, der religiösen Begeisterung in den Kreuzzügen, des gro¬ 
ßen Kampfes der Päpste gegen irdische Macht, Willkür und materielle 
Kräfte; aber die Urtheile waren meistens einseitig, ohne tiefere Kenntniß der 
Geschichte, ohne größeren Blick zur Betrachtung von solchen Uebergangs- 
perioden, wo das alte Chaos erst sich im Kampfe der Gewalten und Kräfte, 
wie bei den großen Revolutionen in der Natur, läutern muß, bis Klarheit und 
Ruhe wieder herrschen und eine neue Zeit sich bildet, unaufhaltsam fortschrei¬ 
tend bis dahin, wo auch ihr Endpunkt, ihr vorgestecktes Ziel sich befindet. 
Jede Zeit — so lange die Menschheit ihre große Rolle auf dieser Erde spielt — 
hat ihre Licht- und Schattenseite, ihr Gutes und Schlechtes, nur das Ueber- 
gewicht des Einen oder Anderen entscheidet endlich über den höheren Werth oder 
Unwerth von ganzen Perioden — und so ist es auch mit diesen Jahrhunderten 
des Mittelalters. 
Gewiß, zurückwünschen dürfen wir jene Zeiten mit ihren Irrthümern und 
Gebrechen nicht, ungeachtet so manches Glanzes, der sie umgibt; unserem 
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1) Weitläufig handelt auch über die Kirchengeschichte Oesterreichs und der Steiermark 
Klein in seinem größeren Werke, l. und II. Band.
	        
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