Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Ru fus in seinem Breviarium sagt1), und wären von da herauf gegen die Bojer 
gerückt. Allein dieser spätere Schriftsteller hat gegen ältere wenig oder kein 
Gewicht; kein anderer setzte jemals die Markomannen in diese südlichen Ge¬ 
genden hin, wo ganz verschiedene, nicht unbekannte Stämme wohnten, welche 
vor und zu Augusts Zeit besiegt worden sind, und man hat entscheidende 
Gründe, die Sitze der Markomannen (Gränzmänner gegen Rom) in den 
Gegenden am Main zu bestimmen. Vellejus Patercutus sagt2), daß dieselben 
sich vor der römischen Macht, da wo sie am meisten drohte, in andere Gegenden 
zogen (nach Bojenheim). Dies war aber damals der Fall am Rhein und Main, 
denn Drusus, Stiefsohn Kaiser Augusts, drang wenige Jahre nach Besiegung 
der Rhätier, im J. 9 v. CH., weiter vorwärts über den Rhein, bezwang zuerst 
die Usipeter, dann kam er zu den Tencterern und Katten, von da 
östlich zu den Markomannen, von deren Beute er ein großes Sieges¬ 
denkmal errichtete3), dann wandte er sich nördlich zu den Cheruskern. Da nun 
aber die Tencterer und Katten in der Gegend des Rheines wohnten 4) und die 
Markomannen östlich an sie gränzten, so mußten diese auch damals in jenen 
Gegenden am Main gewohnt haben. Auch nennt Dio Cassius 5) den nach- 
herigen Sitz der Hermunduren (als die Markomannen schon in Bo- 
jenheim waren) Marko man nie n; sie zogen aber von der Ober-Elbe fort 
und blieben in jenen Gegenden, wo gegenüber der Lech in die Donau fließt und 
trieben friedlichen Verkehr mit den Römern selbst bis nach Augusta Vindeli- 
korum (Augsburg) hin. Dies bestätiget Strabo, indem er sagt: »Ueber die 
Elbe hinaus wohnten auch die Hermodoren, diese haben sich aber jetzt auf 
die entgegengesetzte Seite geflüchtet» 6). Dort war also noch im J. 9 v. Ch. 
der Sitz der Markomannen gewesen, dort wollten sie der am meisten drängenden 
Macht der Römer ausweichen, und zogen nun, wahrscheinlich im folgenden 
Jahre, nach den Kämpfen mit Drusus östlich vorwärts gegen die Bojer. 
Nach manchen Schlachten, wodurch sie sich großen Ruhm erwarben, 
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1) Sextus Rufus e. J. Marcomanni et Quadi de locis Valeriae, quae sunt inter Danubium 
et Dravum pulsi sunt et limes inter Romanos ac Barbaros ab Augusto per Vindeliciam, per No¬ 
ricum, Pannoniam ac Moesiam est constitutus. 
2) Lib. II. 108. Gens Marcomannorum, Maroboduo duce, excita sedibus suis atque in in¬ 
teriora refugiens incinctos Hercyniae silvae campos incolebat. 
3) Florus 1. IV. c. 12. Drusus primos domuit Usipetes, inde Tencteros percucurrit et Cat¬ 
tos. Jam Marcomannorum spoliis insignem quendam editum tumulum in tropaei modum exco¬ 
luit. — Edit. Pankouke Parisiis 1828. Dio Cassius L. V. 1. Aurelius Victor epit, 2. 
4) Tacit. Germ. 32. 
5) Dio Cassius fragm. edit. Morelli p. 32. Tacit. Germ. 41. 
6) strabo 1. VII. c. 1
	        
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