Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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über ganz Oesterreich nach dem Tode des letzten Babenbergers vom Papsts 
Innozenz IV. ausgesprochen; K. Friedrich 11. war ohne Zweifel damals recht¬ 
mäßiger Herr über dieses Land, aber er war in Feindschaft mit jenem, und den 
Gehorsam gegen den Kaiser mußten die Bewohner des Landes auf diese Weise 
büßen. Doch war der Bann oft auch eine Waffe gegen Gewaltthätigkeit von 
Höheren, die man anders nicht bekämpfen konnte, zum Schutze der Armen und 
Niedrigen, der Kirchen und Klöster in den Zeiten des Faustrechts. 
Größere Versammlungen des Clerus wurden auch in unserem Lande abge¬ 
halten, so 1093 von Bischof Ulrich von Passau zu Lorch, wo er sogar für 
einige Zeit seinen Sitz gehabt zu haben scheint, wegen Angelegenheiten, das 
Kloster Kremsmünster betreffend 1). Im J. 1183 am 12. August waren in 
der Kirche zum heil. Laurenz zu Lorch 37 Prälaten mit vielem Klerus feierlich 
versammelt 2), doch ist der Zweck unbekannt. Eine größere Kirchenversammlung 
war im J. 1267 zu Wien; der Kardinal-Legat Guido berief viele Vorsteher 
zusammen, es befanden sich dort die Metropoliten von Aquileja und Salzburg, 
die Bischöfe von Passau, Freisingen und Regensburg, nebst vielen Erzdiakonen 
und Dechanten. Es wurden Gesetze gegeben für den Clerus, über Zehente, 
Pfründenverleihung und Patrone, besonders gegen die Juden, ihren Wucher 
und Hochmuth, ihren Umgang mit Katholiken u. s. f. 3). Die kirchliche Hier¬ 
archie war fast die nämliche, wie früher; wir finden Bischöfe, Chorbiscköfe 
als ihre Stellvertreter, Erzdiakonen und Erzpriester; diese waren früher 
theils in der Stadt, theils auf dem Lande über mehrere Pfarren gesetzt; an 
ihre Stelle kamen die Dekane, D echante (qui fuerunt quasi decem 
ecclesiis praepositi), besonders auf dem Lande, in den sogenannten Tauf¬ 
kirchen (ecclesiae baplismales); die erste Spur derselben findet sich vor 
im neunten Jahrhunderte, zur Zeit K. Karls des Kahlen 4). Dekane waren 
gewöhnlich zu Enns, aber auch zu Wels 5); ein Archidiakon hatte zwei 
Dekanate unter sich, von denen er einem, meistens selbst vorstand; dies war zu 
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1) Pachmayr annal. Cremifan. pag. 60, 61. Coram Udalrico episcopo, pontificali sedi, 
quae est Lauriaco. praesidente etc. 
2) Kurz, Beiträge, IU. S. 319, Nr. VII. Urkunde: datum apud Lauriacum in ecclesia 
S. Laurentii, ubi etiam eodem die 37 praelati cum multitudine Cleri conventum solemniter ce¬ 
lebrabant. Unter dem Bischöfe Dietpolt von Passau. 
3) Lambecii Commentar, de bibliotheca Caesarea Vindobon. 1. II. c. 3, 61 - 68. Kurz, 
Oesterreich unter Ottokar, B. II. S. 140 -145. 
4) Thomassin: de vet. et nov. ecclesiae disciplina P. I. 1. II. c. 5. Capitulare K. Karls, 
wo es heißt: Statuant episcopi loca convenientia per decani as, sicut! constituti sunt ar- 
chipresbyteri. 
5) Kurz, Beiträge, IV. S. 450, zwischen 1230 und 1233. Decanus in A ne so III. S. 348, 
J. 1263. Otto Decanus Laureacensis. Stütz, Wilhering, S. 488, Nr. X., J. 1189. Testes; 
Decanus de Welse, Gebolfus plebanus de Anaso.
	        
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