Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Steier, von der das Gedicht ausgeht; da unter den Lindenlauben und in den 
schönen Auen wandelt Similde, die Tochter des Herrn der Burg, wird von 
Luarin, dem Könige der Zwerge, geraubt und in seine Berge nach Tirol ent¬ 
führt, wo er in einem Tannenwalde einen herrlichen Rosengarten besitzt. 
Nach manchen Abenteuern und gefährlichen Kämpfen in den Schachten der 
Berge befreit sie ihr Bruder Dietlieb und bringt sie in die Stiraburg zurück 1) 
Ein anderes Gedicht, größer als das Lied der Nibelungen, nicht so schön 
und kunstreich als dieses, aber in vielen Beziehungen zu demselben und zu Lua¬ 
rin, heißt Piterolf; er war der Vater jener Similde und des Dietlieb und 
wird der Erbauer der Stiraburg genannt, welche auch in diesem Gedichte ge¬ 
priesen und verherrlicht wird 2). Dasselbe wurde wohl gegen das Ende des 
zwölften Jahrhunderts verfaßt, und um diese Zeit entstand auch die Helden- 
klage, worin der Fall der Helden des Nibelungenliedes besungen wird3); 
dieses und der Piterolf sind nicht unwürdig des Sängers der Nibelungen, ob 
sie jedoch beide auch von ihm verfaßt sind, wie Spaun behauptet, darüber 
gestehen wir nicht entscheiden zu können; aber nicht sehr wahrscheinlich däucht es 
uns, daß Ein Verfasser, ein Ritter oft in Kämpfen begriffen, alle diese schönen 
Werke gedichtet habe; doch mögen sie seyn von wen immer, aus jenen Zeiten 
sind sie; der Schauplatz mancher interessanten Begebenheiten sind Burgen und 
Orte unseres Landes und in der Geschichte desselben ist die Erwähnung dieser 
Dichtungen gewiß nicht überflüssig. 
 
§. 60. 
 
Religiöser und sittlicher Zustand. — Hierarchie, — Deke- 
nate,— Pfarren,— Klöster; ihre Thätigkeit und ihr Nutzen. 
Traurige Schicksale derselben.— Bischöfe von Passau. 
 
Die in der früheren Periode unter den Agilolfingern durch den heil. Bonifaz 
getroffenen kirchlichen Einrichtungen dauerten noch immer fort; das Christenthum 
war fest gegründet, die Kirche und ihr Ansehen nahm zu und trug, zur Verbesse¬ 
rung des religiösen und sittlichen Zustandes Vieles bei. Die katholische Religion 
herrschte allein, jedoch mancher Aberglaube aus den Zeiten des deutschen Hei¬ 
denthums erhielt sich noch immer trotz der strengen Verbote der Kirche. Der 
Glaube der damaligen Menschen war fest, und selbst religiöse Begeisterung 
herrschte oftmals, doch wurden am meisten das Aeußere des Christenthums 
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1) Spaun, 1. c. S. 30 und 94. 
2) L. c. 97 und weitläufig dargestellt von ebendemselben in der Zeitschrift des Museums 
Francisco-Carolinum, 1842, Nr. 11 u. s. f. 1843, Nr. 33 u. s. w. 
3) Spaun, über die Nibelungen, S. 118, 119,
	        
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