Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

404 
mehr, als sie nützten; übrigens betrieben auch Geistliche und Mönche die Heil- 
kunst und hatten manche Kenntnisse; doch wurde ihnen die Ausübung derselben 
oft verboten; Juden, besonders aus Spanien, beschäftigten sich ebenfalls mit 
Heilung der Kranken, oft mit abergläubischen Mitteln.- Philosophie mit 
festen Grundsätzen und zur Wahrheit führend, als Resultate reinen Denkens, 
findet man kaum; an Disputirsucht fehlte es wahrlich nicht; aber es handelte 
sich nicht um große Einsichten, um tiefe Anschauung der Natur, des mensch¬ 
lichen Geistes oder der Welt, sondern um die lächerlichsten Gegenstände und 
Fragen, Spitzfindigkeiten und schalen Witz; in unserem Lande ist übrigens kein 
Philosoph bekannt, der in jenen Zeiten hervorragte. Mit der Theologie stand 
es besser und es gab einzelne große Gelehrte in dieser Wissenschaft nach damaliger 
Weise; ob der Enns war wohl der vorzüglichste Spanien, us, Propst zu Rei- 
chersberg, von 1133 bis 1169. Er schrieb eine Auslegung des vierundsech¬ 
zigsten Psalmes unter dem Titel: "Vom verdorbenen Zustande der Kirche, und 
widmete dieselbe dem Papste Eugen III. (1145 - 1153); eine weitläufige 
Auslegung alter Psalmen, größtentheils mystisch und mit sittlichen Anwendun¬ 
gen; dann eine Schrift wider die Irrthümer des Vollmar, Propstes zu Trief- 
fenstein, in der Diözese Würzburg. Doch stellte er in seinen Werken manche 
gewagte, sonderbare, Behauptungen auf, über die ihm auch Stillschwei¬ 
gen auferlegt wurde1). Sein Bruder und Nachfolger als Propst, Arno, 
schrieb: Scutum Canonicorum, opus de Eucharistia u. s. w. Unter Propst 
Adelmar zu Ranshofen (1178 - 1180) wurde ein sehr gutes Evangelienbuch 
aus den Schriften der heil. Väter verfertigt 2). 
Was die Geschichte betrifft, so war diese erst in ihren Anfängen; von 
den Hilfswissenschaften dazu, von historischer Kritik und pragmatischer Dar¬ 
stellung ist kaum eine Spur zu finden. Fast nur Priester und Mönche konnten 
schreiben, diese letzteren besonders verfaßten Lebensbeschreibungen der Heiligen, 
Legenden und Chroniken in einem barbarischen Latein, nach der Ansicht der 
damaligen Welt mit ihrem Glauben und Aberglauben, Haschen nach Wunder¬ 
barem, von sonderbaren Vorurtheilen befangen, welche übrigens Hohe so gut 
hatten, als Niedrige. Sie verflochten oft alte Sagen und selbst Dichtungen 
in ihre geschichtlichen Werke, manche falsche Urkunden wurden geschmiedet, oft 
leichtgläubig angenommen und wieder bestätigt, so daß endlich Niemand mehr 
an der Echtheit derselben zweifelte, und wenn K. Heinrich IV. 1058 und noch 
-------  
1) Man vergleiche hierüber Klein's Gesch. des Christenthums in Oesterreich und Steier¬ 
mark, B. II., Wien 18-10, S. 35 und 326 - 328. Bei Pez sind alle Werke Gerhoh's an¬ 
geführt. 
2) Pillwein's Innkreis, S. 155.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.