Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Verachtung der Besiegten 1). Und so, wie westlich der Rhein, machte nun nörd¬ 
lich die Donau die Gränze des römischen Reiches 2); auch unsere Gegenden 
am rechten Ufer dieses Stromes standen unter Roms Scepter, eine große Um- 
staltung des Landes und des Lebens der Bewohner trat ein. 
 
§. 6. 
 
Schicksale der Kelten nördlich der Donau und ihre Unter¬ 
jochung durch die Markomannen im J. 8 v. CH. 
 
Nicht lange nach jenem wichtigen Ereignisse traf ein ähnliches Schicksal 
auch die Kelten, welche in Bojenheim (Böhmen) nördlich bis zur Donau 
heraus wohnten, aber durch ein deutsches Volk, die Markomannen. 
Von ihren früheren Schicksalen und Thaten wissen wir nur sehr wenig, 
und wir haben schon von ihrer Theilnahme an dem großen Zuge keltischer 
Stämme gegen Delphi im J. 279, und von ihrem Siege über die Kimbern im 
J. 113, wodurch sie sich den Ruhm großer Tapferkeit errangen, gesprochen. 
Ob sie am Kampfe der pannonischen Bojen und der Taurisker gegen die Geten 
Theil genommen, ist unbekannt, und ob jene 32,000 Bojer, welche Noreja be¬ 
lagerten, und dann zu den Helvetiern zogen, aus Bojenhekm waren, ist unge¬ 
wiß. Aber während die Römer von Italien immer mehr in nördliche Gegenden 
vordrangen, bis an die Donau rückten und den Rhein überschritten, bereitete 
sich nach und nach auch für sie eine starke Umwälzung, ja der Untergang ihres 
Reiches vor. Große Bewegungen waren schon seit längerer Zeit unter den 
vielen deutschen Stämmen vom Norden gegen Süden und Westen hin; die 
Gallier, welche einst jenseits des Rheines, am Main und am Bodensee, sich 
aufhielten, wurden aus diesen Gegenden gänzlich verdrängt; deutsche Völker 
zogen selbst über den Rhein und behaupteten dort Wohnplätze. Ein großer 
Zug derselben geschah unter Ariovist, dem Fürsten der Sueven, im J. 70 
v. Ch., ihm folgten Triboken, Vangionen, Nemeten, Sedusier und Marko¬ 
mannen; sie blieben in Gallien, bis er im J. 58 mit Cäsar in Kampf gerieth, 
der ihn besiegte und jene deutschen Stämme in wilder Flucht wieder über den 
Rhein zurückjagte. Die Markomannen nahmen nun ihre Sitze zwischen dem 
Rhein und Main. Es glauben zwar Einige3), sie hatten ursprünglich an der 
Oder und dann zwischen der Donau und der Drau gewohnt, wie es Septus 
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1) Horatii carm. lib, IV. Ocla IV. Drusi laudes. 
2) Im Monumentum Ancyranum, d. i. in den in einem Tempel zu Ancyra gefundenen In¬ 
schriften über Kaiser Augusts Leben und Thaten sagt dieser: Protuli sines imperii ad lstri 
fluminis ripam. 
3) Palacky, Gesch. von Böhmen, I. S. 29. Kufahl, Geschichte her Deutschen. 1831. I. S. 
80 und 253.
	        
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