Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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barn als Weideplatz1). Es zogen Weiber, Greise und Kinder mit, was offen¬ 
bar mehr einem Zuge von flüchtigen Auswanderern gleicht; auch war für sie 
der nächste Weg dorthin über Norikum und Rhätien. Jedoch Cäsar spricht 
von Bojern, welche jenseits des Rheines wohnten und von da nach Nori-- 
kum hinüberzogen, No reja belagerten und zu den Helvetiern zogen, ohne von 
ihrem Kampfe mit den Geten etwas zu erwähnen; er scheint sie also für Bojer 
vom nördlichen Ufer der Donau gehalten zu haben. Palacky1) glaubt, sie seyen 
als Hilfstruppen zu den Helvetiern geschickt worden, allein da hätten sie 
schwerlich Weiber und Kinder mitgenommen, noch viel weniger den Weg ins 
tiefe Norikum hinein genommen, sondern würden wohl den ihnen viel nähern 
und bequemern eingeschlagen haben. Doch muß man gestehen, daß man über 
diesen dunklen Gegenstand nicht entscheiden kann, weil die Nachrichten darüber 
viel zu kurz und unbestimmt sind. Gewiß ist es aber, daß um diese Zeit die 
Noriker einen König hatten, Vocio genannt3), seine Schwester war eine 
Gemahlin des berühmten Ariovist, und er schickte dem Cäsar während seines 
Krieges mit Pompejus 300 Reiter zu Hilfe4). Cäsar stand mit ihm und den 
Norikern in gutem Verhältnisse; er hielt sich öfters zu Aquileja und in Jllyrien 
an den Gränzen Norikums auf, und baute sogar, der Erste, über die sogenannten 
julischen Alpen eine große Heerstraße5). Diese führte von Aquileja über die 
Gebirge nach Norikum und Rhätien, und wer weiß, ob laicht damals schon im 
Geiste des berühmten Feldherrn und Eroberers der Gedanke herrschte, bei gün¬ 
stiger Gelegenheit auch diese Alpenvölker bis zur Donau zu unterwerfen, wie 
er es unter ungeheurem Blutvergießen mit Gallien gemacht? Doch seine Ermor¬ 
dung im J. 43 v. Ch. hinderte diesen Plan, wie so manchen andern. Indessen, 
was er nicht vollendete, geschah doch bald genug! Lange schon waren die Illy¬ 
rier und Istrier von den Römern bezwungen, die Dalmaten und Japoden an 
der Südseite der Alpen besiegt und von Rom abhängig, die Noriker von den 
Römern und den ihnen unterworfenen Völkern fast ganz umgeben. Nach Cä¬ 
sars Tode rebellirten wohl illyrische Stämme, allein dessen Neffe Octavian 
besiegte dieselben selbst oder durch seine Feldherren und feierte im J. 29 v. Ch. 
den Triumph über die Dalmater, Illyrier, Pannonier, Japoden und ihre 
Ch. 6). Einige Zeit war nun Ruhe, aber im J. 16 v. Ch. war ein 
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1) Strabo lib. V. c. 1. 
2) Geschichte von Böhmen, I. S. 26. 
3) Caesar de bell. gall. I. 53. 
4) Caesar de bello civili I. c. 18. 
5) Man sehe über diese Heerstraße Ankershofen, Geschichte von Kärnthen. 1. Heft S. 
28 - 32. 
6) Dio Cassius l. 51. Ankershofen 1, e, I. Heft S. 38 - 40 und Erläuterungen S. 46 - 48.
	        
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