Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Ganz deutlich wird dieser Fluß als die Gränze Böhmens in jener Gegend 
in einer Urkunde von St. Florian vom J. 1113 angegeben 1). 
Diese ganze aufgestellte Ansicht wird noch mehr begründet werden, wenn 
wir aus dem zwölften Jahrhunderte die schon bestehenden Orte und Kirchen 
anführen, von denen so viele in den nördlichsten Theilen des Mühlkreises lagen, 
und welche damals schon nicht zu Böhmen, sondern zu Baiern oder Oesterreich 
gehörten. 
In diesem bedeutenden Striche Landes war auch der Grad der Kultur noch 
sehr verschieden im zwölften Jahrhunderte, viele Waldung war überall, doch 
in einigen Gegenden herrschte sie vor, in anderen hatte schon die Bevölkerung 
dieselbe gelichtet und dort ihre Wohnung aufgeschlagen, anderswo war der 
Nordwald schon weit zurückgewichen und verlor seinen alten berühmten Na¬ 
men, andere entstanden dafür nach nahe dabei liegenden Orten für einzelne 
Ueberreste desselben. Am wenigsten Kultur war noch in dem westlichsten Theile, 
wo jetzt der Mühlkreis an Baiern gränzt; viel besser sah es in der Gegend von 
Niederwaldkirchen, St. Peter und St. Johann aus; im weiten Umkreise von 
Grammastetten — der einzigen P farre daselbst — war noch wenig Kul¬ 
tur, die Gegend um Zwettel wurde erst nach mehr als einem Jahrhunderte 
gelichtet und urbar gemacht; viel kultivirter war die Gegend um den Hasel- 
graben und die sogenannte Riedmarch; nur vom Bache Jovernitz oder 
Jaunitz, nicht weit von Freystadt bis zur Aist, war noch die Gegend sehr waldig, 
dann ein Bezirk an der Naarn hinauf2), und eben so waren es die nordöstli¬ 
chen Theile des Mühlkreises. Bewohner dieses Landes jenseits der Donau 
waren größtentheils Baiern, aber auch viele Slaven hielten sich in dem¬ 
selben auf, theils gemischt unter jenen, theils in einzelnen Landstrichen, welche 
sie urbar gemacht hatten. Da selbst in den Gegenden südlich der Donau 
viele dieses Volkes wohnten, so ist es sehr natürlich, daß jenseits derselben, in 
der Nähe von Böhmen, sich mehrere vorfinden. Manche zogen wohl freiwillig 
dahin, andere wurden schon von Karl dem Großen in diese Gegenden gesandt, 
der auch nach der Meinung mancher in den Bezirk vom jetzigen Saxen (das 
alte Saxinum) Kolonisten aus Sachsen hingesendet haben soll, wofür allen¬ 
falls die Namensähnlichkeit spricht. Das Dasein der Slaven geht übrigens 
aus historischen Spuren und Nachrichten, ferner aus Namen von Orten und 
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1) Stülz, St. Florian, Urkunde XII. S. 223, I. 1113. Predium domni Epponis in Win- 
diperge cum omnibus ejus adtinentiis, que usque ad terminos boemie protendun¬ 
tur, ad fluvium, qui Wultha vocatur etc. 
2) Kurz, III. S. 484. Urkunde von 1141. Juxta Nardum terre deserte et inculte XXX. 
mansos illuc delegavit.
	        
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