Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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§. 56. 
 
Das Land ob der Enns nördlich der Donau; Kultur, Be¬ 
wohner, Orte, Kirchen, Klöster, edle Familien und ihre 
Burgen im Verlaufe dieser Jahrhunderte. 
 
Das Land nördlich der Donau hatte schon in manchen Jahrhunderten 
andere Bewohner, Herrscher und Schicksale, als jenes südlich von diesem großen 
Strome; aber auch nun, in den Perioden von Karl dem Großen angefangen, 
bildet es längere Zeit gleichsam eine Geschichte für sich und ist sehr wenig im 
Verbände mit den großen Gauen ob der Enns, ihren Herrschern und Vor¬ 
stehern. Während dieses Land unter Karl und seinen Nachfolgern, wenn auch 
nicht blühend, doch sehr bewohnt und kultivirt erscheint und die Geschichte so 
manche Ereignisse in ihre Blätter aufzeichnet, herrscht noch immer großes Dunkel 
über das nördliche Land und dessen Schicksale. Auf den Bergen, der langen 
Reihe derselben, prangte noch der große Nordwald oder Böhmerwald, der sich 
bis zu ihrem Abhange hinzog, nur die großen Bäche drangen durch die tiefen 
Schluchten in das Donauthal, ergossen sich in diesen Strom und belebten die 
einsame Waldgegend. Doch nahe demselben, in den fruchtbaren Ebenen, finden 
wir die ersten erwähnten Ansiedlungen, nämlich an der Rotel, zu Thassilo's 
Zeit. Es war baierisches Land und Gebiet bis beiläufig, wo gegenüber sich die 
Enns in die Donau ergießt, unterhalb war Land der Avaren. Genau be¬ 
stimmt waren wohl die Gränzen nicht, fast nie gegen ein rohes Volk, außer, wo 
ein bedeutender Fluß zwei Nationen trennte. Als Karl der Große das Land zu 
beiden Seiten der Donau tief hinab eroberte und die Ostmark errichtete, 
blieb die alte Gränze des früheren Herzogthums Baiern, und jene Mark stand 
unter eigenen Grafen. So blieb es auch unter Karls Nachfolgern bis zum 
J. 907. Die oberen Theile des nördlichen Landes, noch sehr wenig bewohnt, 
standen vielleicht unter dem Grafen des Traungaues (von eigenen ist keine Spur 
in der Geschichte jener Zeit) oder unter den östlichen Markgrafen, welche 
ohne Zweifel die unteren Theile verwalteten. In diesen erscheinen in einer Ur¬ 
kunde K. Ludwigs des Frommen vom I. 823 die Ortschaften Nardin um, 
Reo de und zwei Kirchen in S apen, als im (einstigen) Lande der Avaren 
gelegen und schon von Karl dem Großen dem Bisthume Passau geschenkt 1). 
Das erste ist höchst wahrscheinlich Naarn (welche Gegend um diese Zeit öfters 
-------  
1) Urkunde bei Buchinger, Gesch. von Passau, II. S. 483. Mit einigen Veranderungen 
und Bemerkungen bei Stulz: Gesch. von St. Florian, S- 204, Nr. IV. vat. Franconofurt. 
832, 28. Juni. Hoc est in provincia Avarorum, Nardinum, Reo da et in Saxinum ba¬ 
silicas duas.
	        
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