Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

17 
ausdrücklich und nennt jenen ausgewanderten Stamm Volcae-Tectosages, 
welche die fruchtbarsten Gegenden Deutschlands um den herzynischen Wald in 
Besitz nahmen. In einer andern Stelle spricht er von keltischen Bojern, die 
jenseits des Rheines wohnten, von da ins Norikum übergingen, Noreja belagerten 
und sich dann zu den Helvetiern zogen, mit denen Cäsar den Kampf begann 1). 
Ihm folgt Tacitus und sagt bestimmt, daß Gallier nach Deutschland 
herübergingen, zwischen dem herzynischen Walde, dem Rhein und Main Hel¬ 
vetier saßen, die fernere Gegend aber die B ojer, beide ein gallisches Volk, 
in Besitz nahmen 2). Strabo macht eine ähnliche Erwähnung und nennt das 
auswandernde Volk, wie Cäsar, Tecto sagen, die früher in der Nähe der 
Pyrenäen (beim heutigen Toulouse) wohnten und einst, als ein Aufstand ausge¬ 
brochen war, ausgetrieben wurden, denen sich auch andere angeschlossen haben 
mögen 3). Anderswo sagt er: Nördlich vom Ister wohnen die Völker jenseits 
des Rheines und Galliens, nämlich einige galatische Stämme und Ger¬ 
manen4); ferner: die östlichsten und südlichsten Theile des Gebirges haben die 
Rhätier und Vindeliker inne, welche an die Helvetier und Bojer stoßen, bis zu 
deren Ebene sie hinabreichen 5); dies ist aber offenbar von der ältern Zeit nur 
giltig. Selbst Plutarch6) erwähnt solche keltische Auswanderungen aus Gal¬ 
lien, wegen Übervölkerung, in ferne Gegenden hin. Ptolemäus nennt das 
schwäbische Waldgebirge noch Einöde der Helvetier (d. i. hohe waldige, 
doch auch bewohnte Gegend), zur Erinnerung an die einstigen gallischen Be¬ 
wohner jener Gegenden, als sie noch mächtiger waren, und von denen die Deut¬ 
schen sie nach und nach verdrängten. 
Von den eingewanderten Kelten blieben die Helvetier den Gegenden 
Galliens näher, andere, wie die Volker-Tectosagen, ließen am herzyni¬ 
schen Walde sich nieder7), noch andere zogen mehr östlich und nordöstlich, in 
-------  
1) Caesar 1. c. I. 5. Bojosque, qui trans Rhenum incoluerant et in agrum Noricum 
transierant Norejamque oppugnarant etc. 
2) Tacit. germ. c. 28. Validiores olim Gallorum res fuisse summus auctorum divus Julius 
tradit: eoque credibile est, etiam Gallos in Germaniam transgressos. Quantulum 
enim amnis obstabat, quominus, ut quaeque gens evaluerat, occuparet permutaretque sedes pro 
miscuas adhuc, et nulla regnorum potentia diversas ? Igitur inter Hercyniam silvam, Rhenumque 
et Moenum amnes, Helvetii, ulteriora Boji, gallica utraque Sens, tenuere. 
3) Strabo 1. IV. c. I. Tectosages ad Pyrenam (Pyrenäen) accedunt et septentrionalem 
Cemenorum (Cevennen) montium partem nonnihil attingunt. Probabile est, eos quondam po¬ 
tentia ac multitudine hominum excelluisse adeo , ut suborta seditione magnam multitudinem 
suorum domo expulerint, cui se etiam alii ex aliis gentibus adjunxerint. 
4) Strabo 1. VII. c. 1. — 5) Strabo 1.JLV.. c. 6. 
6) Plutarchus in Camillo h. 15. Galli celtico genere orti, quia domi propter multitudinem 
haud nutriri possunt, foris sedem ac victum quaerunt. Qui cum multae sunt myriadae juve¬ 
num bellicosorumque hominum, plures ex filiis atque mulieres seenni ducunt. Quorum quidam 
ad Boream Oceanum transeuntes suparatis Riphaeis montibus extrema Europae occupant. 
7) Julius Caesar de bello gali. l. VI. e. 24. oben citirte Stelle. 
Pritz Gesch. v. Oberöst. I. 
2
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.