Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Land zurück, wo es ihnen auch gelang, die Mehrzahl für denselben zu gewinnen. 
Er rückte fast zu gleicher Zeit schon mit großem Gefolge, vielen Truppen und 
Schätzen, die er freigebig spendete, aus Nettolitz in Böhmen zuerst im Lande ob 
der Enns ein und kam in die Stadt Enns, wo er eine Klage des Abtes Bern¬ 
hard von Lambach gegen Gundaker von Starhemberg, wegen angemaßter Vogtei, 
anhörte, jedoch sein Urtheil verschob, bis er im allgemeinen Landtage zu Kloster¬ 
neuburg darüber entscheiden würde 1). Wahrscheinlich zu Enns bestätigte 
er auch die Schenkung Herrands von Moskirchen au Spital am Pyrn, zwei 
Mansen bei St. Laurenz (in der Nähe dieser Stadt) betreffend. 
Je weiter Ottokar zog, desto mehrere fielen ihm zu, sowohl von den Edlen, 
als den Bürgern der Städte, durch sein freundliches Benehmen, Ausspendung von 
Geld und Versprechungen aller Art gewonnen; gegen Wenige nur brauchte er 
Gewalt2). Am 6. December öffnete ihm Wien die Thore, der neue Herzog 
von Oesterreich hielt am 12. dieses Monats die allgemeine Landesversammlung 
zu Klosterneuburg3). 
 
§. 51. 
Ottokar von Böhmen als Herzog von Oesterreich; Schicksale 
unseres Landes während seiner Regierung. Achtserklärung 
gegen ihn, Verlust Oesterreichs. 
 
So war er wohl nun wirklicher Regent in Oesterreich; allein Manche 
waren noch feindselig gegen ihn gestimmt und Viele hielten Margarethen, die 
älteste Schwester des verstorbenen Herzogs, für die eigentliche Erbin des Landes; 
diese Ansicht herrschte auch bei manchen fremden Fürsten4). Um sich daher noch 
mehr gegründete Einsprüche zu verschaffen, ehelichte er nun die schon 47 Jahre 
alte Margaretha; am 8. April 1252 auf dem Schlosse zu Haimburg wurde 
die Vermählung gefeiert, und sie übergab dabei ihrem Gatten die Privilegien- 
Bulle Kaisers Friedrich I., zu Gunsten ihres Stammes ertheilt5). Durch diese 
Heirath bekam er nach der Meinung der Meisten auch ein Recht auf die Steier¬ 
mark, und er suchte dieses Land an sich zu bringen. Den Titel als Herzog des- 
-------  
1) Kurz Beiträge II. Urkunde von Lambach, Nr.XV. S. 455. Non.boica 28, II. p. 369. Wiener 
Jahrbücher 1827, 39. Bd. Anzeigeblatt 26. Otocarus Archidux superioris Marchiae inpresentia mea. 
2) Chron. Claustroneoburg. apud Rauch I. 90. Austriam intravit de consensu nobilium 
et civium.— Chron. Garst. I. c. p. 38. Cum Otakarus per consilium et auxilium Alberonis de 
Chunringe in inferioribus et superioribus ejusdem terrae partibus regnaret. Ita enim sapienter 
et blande, muneribus et promissis nobiles inclinavit, quod civitates et castra sine armorum stre¬ 
pitu dediderunt se illi, ut non esset angulus, qui ejus deminium aliqualiter recusaret. Reim- 
chronik XVIII. Etleich er mit Noth bezwang. 
3) G. B. Passau. Monum, boic. 28, II. 365, 366. 
4) G. B. Passau. Monum, boica 28) II. 365, 366. 
5) Lichnowsky, I. S. 182.
	        
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