Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Verwaltung, da er nur wenigen Gruppen und fast ohne Geld ins Land gekom¬ 
men war, konnte nicht anders als kraftlos seyn; er war nicht im Stande, 
Ruhe und Ordnung zu erhalten und seinen Anordnungen Gehorsam zu ver¬ 
schaffen. Die Ritter und Ministerialen waren in Parteien getheilt, Familien 
standen gegen Familien, Städte gegen Städte auf, Alles war in Anarchie ver¬ 
sunken, Plünderung, Brand und Mord herrschten überall und die Verwirrung 
stieg immer höher 1). Dazu kam, daß der Papst Innocenz dem Kaiser, den er 
im J. 1245 in Bann gethan hatte, diesen Besitz nicht gönnte und auch nicht 
leicht lassen konnte; er bot daher die Könige von Ungarn und Böhmen nebst 
anderen Fürsten auf, ihm diese Länder zu entreißen. Die Ungarn fielen auch 
wirklich in Oesterreich und in Steiermark ein, zogen aber wieder zurück, nachdem 
sie Alles ausgeplündert und große Grausamkeiten verübt hatten; ob sie jedoch 
bis nach Oberösterreich gelangten, darüber schweigen die Annalen jener Zeit. 
Der König von Böhmen, durch innere Unruhen verhindert, konnte nichts gegen 
Oesterreich unternehmen; daher berief der Papst des verstorbenen Herzogs 
Friedrich Schwester, Margaretha, aus dem Kloster, um als Mitbewer¬ 
berin dieses Landes aufzutreten; sie kam auch und schlug ihren Sitz zu Ham¬ 
burg auf, weil zu Wien Otto von Eberstein sich befand. Doch führte sie damals 
noch nicht den Titel von den beiden Ländern und übte keine herzoglichen 
Rechte aus2). 
Nun begab sich aber auch die Witwe des böhmischen Prinzen Wladkslaw 
aus Mähren nach Oesterreich und hielt sich in Mödling auf3), um die Umstände 
für sich zu benutzen. Es entstanden Parteien für beide, besonders fand Mar¬ 
garetha viele Anhänger, welche wieder andere bekämpften. Otto von Eberstein 
glaubte nur durch Einsetzung eines Herzogs den Unruhen und Verwüstungen 
abhelfen zu können und begab sich im Sommer des Jahres 1248 mit vielen 
Edlen aus Oesterreich und Steiermark zum Kaiser nach Italien, sich von ihm 
den jungen Friedrich, Margarethens Sohn, als Herzog zu erbitten; sie blieben 
lange in Verona, konnten aber mit dem Kaiser nicht sprechen, und die Gesell¬ 
schaft kehrte unverrichteter Dinge zurück4). Otto von Eberstein blieb in Ita¬ 
lien und der Kaiser ernannte den Grafen Mainhard von Görz zum Reichs- 
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1) Rauch script. Tom. I. p. 88. Chron. Claustroneoburg. Sub eodem comite (Ottone) facta 
est discordia inter ministeriales Austriae , qui alternatim bona propria rapinis et incendiis de- 
vastaverunt. 
2) Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg, I. S. 169. 
3) Anonym. Leobiens. Kurz Oesterreich unter Albrecht I. und Ottokar l., S. 4. 
4) Chron. salisburg. apud Fez I. ad ann. 1248. Majores terrarum Austriae et Styriae pro 
domino petendo ad D. Friedericum imperatorem Lombardiam intraverunt. Qui tandem ibi tota 
Astate in Verona manentes, ne imperatorum videre valentes, inserto negotio sunt reversi. — 
Auch Chron. Claustroneob. apud Rauch, I. p. 89.
	        
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