Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Heuer, viele Jahre voll Unglück und Jammer brachen nun über dasselbe los. 
In ihm war der letzte männliche Sprosse des berühmten Heldengeschlechtes der 
Babenberger in das Grab gesunken, er war gestorben ohne Nachkornmen zu 
hinterlassen, ohne Bestimmung eines Erben oder Nachfolgers, wie er es ver¬ 
möge des großen Privilegiums vom J. 1156 hätte thun können. Man hat 
wohl in neuester Zeit eine Urkunde aufgefunden, vermöge deren Herzog Frie¬ 
drich in der Nacht vor der Schlacht gegen die Ungarn ein geheimes Testa- 
ment machte, seine Länder mehreren Erben zugleich, die jedoch nicht genannt 
find, vertheilte, seine Getreuen und die Provinzen indessen an den heil. Stuhl 
anwies, bis die Erben aufstehen und Besitz davon nehmen. Dieses Schreiben ist 
an seinen getreuen Albero von Pollenheim gerichtet, der auch Sorge tragen 
soll (wie es im Testamente bestimmt ist), daß der Bischof von Passau für den 
erlittenen Schaden 3000 Mark Silbers von den Miterben erhalte, und bis diese 
bezahlt seyen, sollen ihm die Städte Linz und Wels mit ihren Einkünften 
zur Nutznießung überlassen werden 1). 
Allein dieses Testament ging entweder bei der großen Verwirrung nach des 
Herzogs Tode verloren, oder, was uns wahrscheinlicher dünkt, war gar nie vor¬ 
handen, und auch die angeführte Urkunde ist höchst verdächtig. Durch so viele 
Jahrhunderte hat man nichts davon gewußt, Niemand hat es je erwähnt, 
keiner von den Erben hat jemals einen Anspruch darauf gegründet, und die son¬ 
derbare Weise der Uebergabe seiner Länder an den Papst, bis die Erben auf¬ 
stehen und sich der Regierung annehmen!? Selbst Albero von Potheirn, damals 
Landeshauptmann ob der Enns, trat nie mit diesem Schreiben hervor, keine 
Streitigkeiten entstanden darüber, der Bischof von Passau bekam weder Geld, 
noch die Städte Wels und Linz, er machte nicht einmal einen Anspruch darauf. 
Der Schaden, welchen Paffau vom Herzoge erlitten, gründete sich wohl auf die 
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1) Monum, boica 29, II. p. 361, ex authenticis episcopatus patataviensis. Auch im Notizen- 
blatte, Juliheft 1843. Regesten Nr. 90. — Im Auszuge auch in den Wiener-Jahrbüchern, 64. B. 
1833. Anzeigeblatt, S. 22. — Hauptstellen sind: Datum Nivenstat sub castris in nocte 8. Viti: 
Friedericus — fideli suoAl.de pollenhaim salutem. — Quia cum presens scriptum tibi porrigitur, 
forte tunc non sumus fidei tue condecens est — ut singula, que tibi commisimus manuteneas et 
conserves. Hinc est. quod nos tempore nostri conflictus cum Hungaris sicut scis habendi, nos 
quoddam testamentum confecimus, sed quasi occultum propter diversas causas.— 
In ipso siquidem testamento, quia statuimus, quod domino episcopo pataviensi pro damnis, que 
sibi intulimus, debent dari tria millia Marcarum argenti a nostris coheredibus, volumus 
et mandamus, quod tu civitates Wels am et Lintz, tue fidei habeas commendatas, ipsas 
civitates cum earum proventibus tam diu dicto episcopo contuendo, donec ipse memoratam pe- 
cuniam, totam percepit, juxta formam littere , quam dedimus super ea civitatibus nominatis, 
Item scias, quod nos nostram animam terram et homines tunc temporis apostolice subjecimus 
dicioni ad hoc, ut tu et alii nostri ab injustis insultibus et grauaminibus possint intera ad 
ipsum papam appellare, donec illi consurgent, quibus ordinauimus 
terras nostras.
	        
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