Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

272 
konnte bei seinem kranken Zustande nicht mehr auf Nachkommen hoffen. Er 
veranstaltete daher eine große Versammlung in seiner Stadt Enns am 17. Au¬ 
gust 1186; er selbst zog mit vielen Edlen und Ministerialen in seine dortige 
Burg auf den: St. Georgenberge (außerhalb dem jetzigen Schlosse Ennseck), 
dann kamen Herzog Leopold VI. von Oesterreich, sein Sohn Friedrich 
(12 Jahre alt) und viele Edle dieses Landes ebenfalls dahin; diese beiden Her¬ 
zoge wurden nun förmlich und feierlich als die Erben der Steiermark nach 
Ottokars Tode erklärt und darüber die berühmte Urkunde ausgestellt1). Auch 
nach dieser Verhandlung blieb jedoch Ottokar noch Regent seines Landes bis an 
seinen Tod2); nur beschlossen und entschieden bisweilen er und Leopold manches 
gemeinschaftlich, und manche Schenkungen oder Bestätigungen wurden von 
beiden zugleich ertheilt. Vermöge dieses Vertrages nun sollte derjenige, welcher 
aus Leopolds Nachkommen Regent von Oesterreich seyn würde, es auch von der 
Steiermark seyn, beide nur Einen Herrn haben. Auch ist wohl dieser Ueberein- 
kunft vorher schon die Bewilligung des Kaisers ertheilt worden 3); daher folgte 
auch die Belehnung so schnell. 
Ottokars Leben war von nun an nur wohlthätigen Zwecken gewidmet, 
Schenkungen an Klöster, Ersatzleistungen für manches während seiner Minder¬ 
jährigkeit durch die Ministerialen verübte Unrecht. Im J. 1188, als Kaiser 
Friedrich I. den großen Kreuzzug gegen Saladin beschloß, der 1189 begann, 
schickte Ottokar mehrere tapfere Ritter mit, da er persönlich nicht mitziehen 
konnte. In diesem Zuge fuhren die meisten auf der Donau herab, und da der 
Zöllner und die Einwohner von Mauthausen, am linken Ufer dieses Flusses, 
unweit von Enns, so unüberlegt waren, von den Kreuzfahrern das gewöhnliche 
Fährtegeld zu fordern, so wurde der Ort geplündert und verbrannt4). 1191 
befand sich Ottokar wieder zu Enns und hatte eine Verhandlung mit der Aeb- 
tissin Diemudis von Traunkirchen am Gmundnersee, welche über den Vogt 
des Klosters Arnold von Warten bürg klagte, der dasselbe auf man¬ 
cherlei Art quäle, da doch eigentlich der Fürst selbst die Vogtei führen solle, ver¬ 
möge alter Privilegien und Gewohnheit. 
Ottokar half auch diesem Uebel ab, entsetzte Arnolden und bestätigte die 
-------  
1) Preuenhuber, S. 399. Linig's Neichsarchiv, I. p. 40. Schrötter's österr. Staatsrecht, 
I. Beilage I. Weitläufig hierüber ist abgehandelt in meiner Geschichte der steierischen Ottokare. 
2) Diplom, sacra ducatus styriae I. p. 111 in einer Urkunde von 1192 sagt Herzog Leopold 
selbst: Post obitum ducls Ottocari ducatum styriae ndministrandum suscepjmus. 
3) Chron. austr. Pez script. I. 567. Gravis dissensio de terra, quam Stirensis dux Otto 
carus elephantica aegritudine percussus , assignaverat et cor am imperio sibi (Liupoldi) 
tradiderat, inter ipsum et regem (Hungariae) versabatur. 
4) Freheri script. rer. Germ. T. 1. Tagenonis Decani Patavini descriptio expeditionis asía- 
ticae contra Turcas Friede rici Imi. imperatoris 1190, lib. 6.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.