Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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näher dem Inn und der Donau zu, wohnten auf dem Gebirge und in den 
Thälern, besonders zur Zeit als die Kelten in Italien immer in Kämpfen mir 
den Römern begriffen waren, welche von 226 bis 191 v. Ch. dauerten. 
Manche wanderten freiwillig aus, andere wurden vertrieben und zogen sich näher 
in unsere Gegenden, wie sehr wahrscheinlich die Lingonen (deren ursprüngli¬ 
cher Sitz zu Langres im jetzigen Frankreich war 1) in die Berge und Thäler von 
Salzburg, in das jetzige Lungau, die A m b i s o n b i an die Salzach im 
Pinzgau 2). Von den Bojern, welche einer der mächtigsten Stämme waren, 
ist dies geschichtlich bekannt. Nach manchen Siegen gegen die Römer wurden 
sie endlich im J. 191 von Scipio Nasika bei Telamon gänzlich geschlagen; ein 
Theil derselben blieb den Römern unterthänig , ein Theil aber zog bald darnach 
über die Alpen zu den stammverwandten Tauriskern in die Nähe der Donau 3), 
in jene Gegend Ungarns, wo nun Steinamanger und Oedenburg liegen, und 
später die große Bojerwüste war. Auch die I n s u b r e r (früher in der Gegend 
von Mailand ansässig) und Gäsaten, die noch jene große Schlacht bei Tela¬ 
mon mitfochten, und die Senonen, welche dem Blutbade entgingen, zogen 
sich gegen die Alpen oder über dieselben. So finden wir dann Insu brer in 
der Nähe der Karner4), Senonen in Rhätien, von den Gäsaten kann 
Gässodunum, welches Ptolemäus erwähnt, den Ursprung haben. Nach dieser 
Zeit werden überhaupt die Bojer, Skordisker und Ta urisker als die 
mächtigsten keltischen Stämme geschildert 5). Von beiden erstem haben wir 
schon gesprochen, aber von den merkwürdigen Tauriskern ist nun mehr zu sagen. 
Sie wohnten von Aquileja nördlich auf den Bergen und Hügeln eines Theiles 
von Krain, in Kärnthen, Steiermark, Oesterreich, Salzburg und einem Theile von 
Tyrol; Taurisker war ein allgemeiner Name der Bergbewohner keltischen 
Stammes in jenen Gegenden. Es gibt verschiedene Herleitungen dieses Na¬ 
mens, doch die wahrscheinlichste ist vom Worte Taur, welches in vielen Spra¬ 
chen nur mit kleinen Veränderungen Berg oder Gebirg bedeutet6), und 
noch jetzt heißen hohe Berge in der Steiermark, in Tyrol und Salzburg 
Tauern; z. B. die Radstätter, Fuscher, Tauriser, Naßfelder, Falber, 
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1) Strabo 1. IV. 
2) Ptolem. I. II. e. 14. Ambisontes in Norico. 
3) Strabo I. V. c. 1. Circa sluvium illuni (Padum) quondam habitabant Galli plurimi , quo 
rum maximae gentes Boji et Insubres et qui Romani aliquando subita incursione ceperunt, Se- 
iiones cum Gaesatis. Hos quidem postea tempori» deleverunt Romani, Bojos suis d o mi¬ 
ci I i i s ejecerunt, qui deinde ad Istrum quum commigrassent, apud Tauriscos habitarunt. 
4) Strabo I. VII. 
5) Strabo 1. VII. c. 2. Celticae gentes Boji, Scordisci, Taurisci. 
6) So selbst im Hebräischen Zur, im syrischen Tur, im arabischen Taur, bey den 
Griechen T a u r o s u. s. f.
	        
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