Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

245 
und dem Grafen Ulrich gänzlich geschlagen 1). Um diese Zeit schon und auch 
wieder später waren Arnulf und seine beiden Verwandten, jene Kammerboten, 
in großen Zerwürfnissen mit König Konrad, aus Stolz und wegen großen An¬ 
maßungen; doch wurde Arnulf gegen Ende des Jahrs 916 zur Anerkennung 
der Oberhoheit Konrads gebracht2). Im folgenden Jahre stand er wieder gegen 
ihn auf ; aber 918 mußte er aus seinem Lande flüchten. Er begab sich zu den 
Ungarn, verband sich mit ihnen und blieb auch dort, bis König Konrad am 
23. December 918 starb3). An dessen Stelle wurde Herzog Heinrich von 
Sachsen, ein tapferer Mann, im April 919 zum Könige der Deutschen erwählt. 
Da kehrte nun auch Arnulf wieder nach Baiern zurück und wurde von seinem 
Volke freudig aufgenommen. Er strebte sogar nach der königlichen Würde, 
welche ihm auch die Baiern und zugetheilten Ostfranken wünschten; fast betrug 
er sich auch in seinem Lande als König und unabhängig 4). Allein dies konnte 
König Heinrich nicht dulden und zog mit einem großen Heere gegen Arnulf 
nach Baiern, welcher in Regensburg eingeschlossen und belagert wurde; er unter¬ 
warf sich aber bald dem Könige als obersten Lehensherrn, welcher ihn ehrenvoll 
aufnahm; dies geschah im J. 921 5). Heinrich gestattete ihm sogar die Ober¬ 
hoheit über alle Kirchen und Geistlichen des Landes unb die Besetzung der erle¬ 
digten Bisthümer, was er aber leider mehr zu seinem und seiner Vasallen 
Nutzen, als zum Wohle der Kirche und der Priester benutzte, von denen er 
daher auch der Böse genannt und als solcher geschildert wurde, obwohl er sonst 
ein kräftiger, wackerer Herrscher war und für sein Land sorgte. Doch konnte 
auch er die verwüstenden Einfälle der Ungarn nicht abhalten, welche später 
wieder über unser Land und andere deutsche Provinzen hereinbrachen. Ein solcher 
geschah im J. 924; König Heinrich war krank und hielt sich mit seinen Truppen 
in einer festen Stadt unweit Goslar; einer der ungarischen Fürsten wurde 
gefangen und Heinrich verlangte für dessen Lostassung Frieden auf neun Jahre, 
-------  
1) Annal. Sangall. majores bel Pertz Monum. Germ. I. 77. Agareni (Ungari) Alamanniam 
intraverunt. Erchanger et Perchtold frater ejus et Udalricus comes auxiliante ipsis nepote 
eorum Arnolfo optimo duce Bajoariorum totum exercitum eorum juxta Ine fluvium penitus occi¬ 
derunt. Auch ann. alemami. p. Ine 
2) Jahrbücher des deutschen Reiches unter dem sachsischen Hause, von Leopold Ranke, 
Berlin 1837, I. B. 1. Abth. S. 33. 
3) Widukind I. p. 636. Liutprand II. c. 7, p. 347. Arnoldus (Arnolfus) autem nimio ejiis 
terrore coactus ad Hungaros fugit fuitque ibidem , quoad vitalis aura Conradi regis rexerat 
artus. — Buchner in seiner Geschichte Baierns, 3. Buch S. 17 setzt diese Flucht Arnulfs schon 
im J. 914 an und sagt, dast er ins Gebirge über den Znn geflohen sei und sich dort fünf 
Jahre aufgehalten habe; allein jene klaren Stellen sprechen für dessen Flucht nach Ungarn. 
4) Liutprand II. p. 437. Rediens honorifice a Bajoariis atque ab orientalibus suscipitur 
Francis, neque enim solum suscipitur, sed ut rex fiat, vehementer exposcitur, cupierat sane et 
ipse rex fieri. 
5) Widukind p. 637. — Liutprand II. p.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.