Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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besonders auch über das Land ob der Enns, hereinbrachen. Bisher seit Karl des 
Großen Regierung über Baiern und Bezwingung der Avaren, vom Beginne 
des neunten Jahrhunderts an, war es in demselben ziemlich ruhig gewesen, die 
Kämpfe Karl's, Ludwig's I. und II.,Karlmann's und Arnulf's gegen die Böhmen 
und Mährer berührten unsere Gegenden nicht, oder sehr wenig, die großen Ver¬ 
wüstungen Swatopluck's um 880 fielen in der eigentlichen Ostmark unter der 
Enns, im angränzenden Ungarn und einem Theile von Steiermark vor, unser 
Land blieb verschont; aber nun kamen fürchterliche Stürme auch über dieses, 
dergleichen seit vier Jahrhunderten nicht mehr gewesen waren; ein neuer Gräuel 
der Verwüstung trat ein, aus dem das Land sich nur nach vielen Jahren langsam 
erholen konnte. 
 
§. 41. 
 
Schicksale u n s e r e s Landes unter König L u d w i g IV. oder d e m 
Kinde bis zu seinem Tode im J. 911. 
 
Es war das Jahr 900, da schickten die Ungarn Abgeordnete an Ludwig's 
Hoflager nach Regensburg, unter dem Vorwande, den alten Bund der Freund¬ 
schaft, wie er mit König Arnulf war, mit dessen Sohne zu erneuern; das war 
aber nicht der eigentliche Zweck, sondern das Land, und die Vertheidigungsan- 
stalten kennen zu lernen. Die meisten deutschen Truppen standen wohl unter 
Aribo gegen die Mährer im Kampfe begriffen, die wenigen anderen waren zer¬ 
streut, keines feindlichen Ueberfalles gewärtig. Aber kaum waren die Gesandten 
der Ungarn in ihr Land zurückgekommen, so rückten diese, schon gerüstet, plötz¬ 
lich in großer Menge auf ihren schnellen Rossen an beiden Ufern der Donau 
durch die Ostmark vorwärts, drangen über die Enns und verheerten eine Strecke 
von vielen Meilen in die Länge und Breite durch Raub, Feuer und Mord1). 
Schnell zwar sammelten sich nun die überraschten Baiern, an ihrer Spitze der 
tapfere Markgraf Luitpold und der Bischof Richer von Passau, ihnen den 
Raub abzujagen; allein die Ungarn merkten es und kehrten mit der Beute 
eben so eilig wieder über die Enns in ihr Land zurück, als sie herangestürmt 
waren 2). Ein Theil des feindlichen Heeres am linken Ufer der Donau hatte 
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1) Supplementa Fuldens. apud Pertz Monum. Germ. hist. I. 337 etc. ad ann. 900. Auch 
annal. alemann. p. 54. Igitur Ungari ex improviso cum manu valida maximo exercitu 
ultra Anesum fluvium regnum Baivariorum hostiliter invaserunt, ita ut per 50 millia- 
rium in longum et in transversum igne et gladio cuncta caedendo et devastando jam una 
die (?) prostraverint. 
2) L. c. Guod vero comperientes ulteriores Baiovvarii dolore compulsi e contra festinare 
disponunt. Sed Ungari praecognoscentes, cum his. quae depraedaverunt, redierunt, unde vene¬ 
runt, ad sua in Pannoniam,
	        
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