Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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geachtet wegen seiner Erfahrung und Tapferkeit. Zur Zeit der Kampfe mit den 
Avaren hatte er wohl keinen bestimmten Wohnsitz, doch war er auch, vielleicht 
öfters, zu Lorch an der Gränze zwischen Baiern und der eroberten Ostmark1). 
Er wurde am 1. September 799 in einem Gefechte mit den Avaren durch 
einen Pfeitschuß getödtet. Karl der Große starb im J. 814, ihm folgte auf 
dem Throne sein Sohn Ludwig der Fromme, welcher jedoch schon 817 
sein großes Reich (worüber er sich aber eine Art Oberherrschaft vorbehielt) unter 
seine Söhne theilte, Lothar erhielt Italien, Pipin Aquitanien und Lud¬ 
wig II. Deutschland, wozu Carantanien, Avarien, Baiern, das Slavenland 
östlich davoll und Böhmen (als tributbares Land) gehörten 2). 
So kam nun unser Land und die Ostmark unter Ludwig II., welcher 
der Deutsche genannt wurde. Während Ludwig's des Frommen Regierung 
rebellirten seine Söhne öfters gegen ihn, da jedoch unsere Gegenden nicht der 
Schauplatz ihrer Kämpfe waren, so gehört ihre Darstellung nicht hieher. Er 
starb im J. 840; von den Schicksalen unseres Landes zu seiner Zeit wissen wir 
nichts; doch scheint dasselbe Ruhe genossen zu haben und ziemlich emporgeblüht 
zu seyn. Nach seinem Tode geriethen die Brüder in große Streitigkeiten und 
erst im Vertrage des Jahres 843 zu Verdun wurde Friede geschlossen und das 
väterliche Erbe getheilt. Ludwig II., der Deutsche, behielt die alten Provinzen, 
welche das neue große Deutschland bildeten, zu dem auch Baiern 
und unser Land ob der Enns nun als ein Theil desselben gehörten.— An seinem 
Hofe lebte Graf Ernst, hochgeachtet und ausgezeichnet durch Tapferkeit als 
Heerführer der Deutschen, besonders der Baiern, gegen die Böhmen und Mährer 
im J. 847, 849 und 855. Er trat zuerst im J. 829 mit Adalbert, einem Ed¬ 
len, als Vermittler für das Stift Mondsee auf, bei Bestimmung der Gränzen 
eines großen Waldes in der Gegend des Ischelflusses; beide sind auch unter den 
Zeugen der Urkunde und zwar vor dem Grafen Chunibert3). Sie scheinen 
Brüder gewesen zu seyn, Söhne des Grafen Luitbald im Donaugau, der in 
Urkunden von 788 bis 837 erscheint4). Adalbert ward der Ahnherr der spä¬ 
teren Babenberger in Oesterreich; Ernst aber, schon der Günstling Ludwig's 
des Frommen, ward der Stammvater der Ottokare Grafen im Traungau, im 
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1) Meichelbeck hist, frising., Tom. I. instrum. 103. Kerolt Baivariae praefectus missus 
domini regís (Caroli) ad Loraha 791, wo an ihn eine Rechtssache gebracht wurde. Pertz l. 
186 annal. Laurisheim. 
2) Baluze I. p. 575. Charta divisionis imperii 817. Pertz III. 198. Item Hludovicus volu- 
mus, ut habeat Bajoariam et Carantanos et Beheimos et Avaros atque Slavos, qui ab orientali 
parte Baivariae sunt. Man vergleiche hierüber Palacky's Geschichte von Böhmen, I. S. 103. 
3) Chron. lunaelac. p. 70 - 72. 
4) Anton Nagel's Notitiae origines domus boicae iIlustrantes. München 1804. Tab. l, 
c. VII. §. 3.
	        
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