Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Donau bis zum adriatischen Meere nach Bezwingung der ältern illyrischen, 
rhätischen, slavischen, thracischen und anderer unbekannten Einwohner 
herrschten 1). 
Es fragt sich aber nun, wann geschah jene Eroberung, 
wann finden wir zuerst die Kelten in jener großen Länder- 
strecke herrschend und wohnhaft? 
Die älteste Nachricht von Kelten, die schon über Italien hinaus, an den 
adriatischen Küsten hausten, gibt Skylax in seinem Periplus 2); er beschreibt 
nämlich die Küstenländer und sagt: Die Kelten am innersten Busen des 
adriatischen Meeres südlich von den Venetern sind von dem Zuge nach Grie¬ 
chenland zurückgeblieben. Um 360 v. Ch., zur Zeit des macedonischen Königs 
Philipp I., stürmten verschiedene Völker, worunter auch Kelten waren, gegen 
die Macedonier los3). An Alexander den Großen, seinen Sohn, schickten die 
Kelten, am adriatischen Meere wohnend, Gesandte ab, um einen Bund der 
Freundschaft zn schließen 4). Eilf Jahre später (324 v. Ch.) kam eine Ge¬ 
sandtschaft vieler Völker zu Alexander nach Babylon, unter ihnen waren auch 
Kelten, die nahe an Thracien wohnten (vielleicht Skordisker); damals wur¬ 
den diese erst den Griechen mehr bekannt5). 
Nach Alexanders Tode begannen die großen Kriegszüge der Kelten gegen 
Griechenland unter dem jüngern Brennus, aber nach manchen Siegen und Er¬ 
oberungen ging das bedeutendste Heer im J. 279 bei Delphi durch Kälte, 
Mangel und das Schwert der Griechen zu Grunde; die Uebriggebliebenen zogen 
theils in ihre alten Länder zurück 6), theils ließen sie sich in Thracien nieder. 
Eine große Anzahl war aber nach Kleinasien hinübergezogen und gründete 
dort ein Reich, G alatien genannt. Bei diesen großen Zügen befanden sich 
nicht allein Kelten, welche südlich von der Donau bis zum adriatischen Meere 
hin wohnten, sondern sehr wahrscheinlich auch solche, die nördlich von der Donau 
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1) Möglich ist es übrigens, daß, wie Manche behaupten, auch deutsche Stämme unter 
diesen Kelten sich befanden. 
2) Scylax p. 6. Um 380 v. Ch. 
3) Pausanias I. I. e. 4. Ni (Celtae) contractis undecunque copiis ad jonium mare conversi 
omnes Illyrici populos, quidquid gentium ad Macedonium usque nomen patet, quin et ipsos Ma¬ 
cedones oppressere. 
4) Strabo 1. VII. c, 3. In liac expeditione (ut Ptolemaeus Lagi filius perhibet) Celtae, qui 
ad Adriam incolebant, amicitiae et hospitii jungendi causa Alexandrum convenerunt. 
5) Diodorus Siculus l. XVI. spricht von der Gesandtschaft an Alexander und sagt dann 
weiter: Ex Europa Graecorum civitates et Macedones; tum Illiyrii et plerique Adriae accolae, 
Thracumque gentes et his finitimi Galatae, quorum gens tunc primum innotescere 
graecis coepit. 
6) Justinus 1. 32 c, 3.
	        
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