Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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wirklich war, haben wir schon gezeigt, und es geht auch mitunter ans jener 
Stelle im Schreiben des heil. Bonifacius vom J. 742 an den Papst Zacharias 
hervor, worin er sagt, daß bei den östlichen Franken (worunter auch die Baiern 
gerechnet wurden) seit mehr als 80 Jahren kein Erzbischof gewesen und keine 
Synode mehr gehalten worden sey 1). Doch ist auch bekannt und Bingham 
hat es erwiesen 2), daß es Bischöfe gab, die den Titel eines Metropoliten führ¬ 
ten, ohne daß ihnen andere Bisthümer untergeben gewesen wären; dies war 
besonders bei jenen der Fall, die schon in sehr alter Zeit bestanden und viel zur 
Verbreitung des Christenthums beigetragen haben. So war es wohl auch mit 
Lorch, wo, nach der damals schon herrschenden Sage und Meinung, die Apostel 
selbst, oder ihre Schüler die christliche Lehre verbreitet haben sollen. — Lorch 
hatte nun für immer aufgehört, eine Stadt und der Sitz eines Bischofs zu 
seyn; doch ging in kirchlicher Hinsicht für unser Land keine besondere Verände¬ 
rung vor sich, es stand nun unter Passau und Vivilo, den auch Bonifa¬ 
cios, als er wieder im J. 739 von Rom nach Baiern kam, als Bischof be¬ 
stätigte. Er setzte auch mit Bewilligung Otilo's drei neue Bischöfe ein; Jo¬ 
hannes zu Salzburg, Erembrecht zu Freisingen, Gaubald zu Regensburg. Er 
bestimmte ihre Diöcesen, brachte sie in Verbindung und Einheit mit dem römi¬ 
schen Papste und sorgte für das katholische Kirchenwesen. Dieser bestätigte alle 
seine Anstalten in einem Schreiben vom 29. Oktober 740 an Bonifacius3); 
ein Erzbischof ward jedoch nicht aufgestellt; aber so lange dieser in Baiern ver¬ 
weilte, schaltete er selbst als Stellvertreter des Papstes, als sein apostolischer 
Legat. Uebrigens hatte er noch genug zu thun, um so viele Mißbräuche abzu¬ 
stellen, die in jenen Zeiten, wo kein Bischof in Baiern war, eingerissen waren, 
und wovon er in seinem Briefe an Papst Zacharias (Gregor III. war am 
27. November 741 gestorben), geschrieben im Anfange des J. 742 4), eine 
weitläufige Meldung macht. Sehr traurig war noch der religiöse und moralische 
Zustand von ganz Deutschland, welcher auch besonders aus dem Verzeichnisse 
der vielen abergläubischen, selbst heidnischen Gebräuche hervorgeht, die auf Bo- 
nifacius Antrag in der Synode zu Listines (im J. 743) verdammt und mit 
Strafen belegt worden sind5). Es herrschte große sittliche Verdorbenheit im 
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1) Juvav. I, pag. 151. Franci, ut seniores dicunt, plus quam per tempus 80 annorum sy- 
nodum non fecerunt nec Archiepiscopum habuerunt. 
2) Bingham, T. I.p. 205-217. Primates potestatis , primates aevo . Metropolitani 
titulares, episcopi quarundam ecciesiarum matrum, quibus ex more vestuto iste honor 
exhibitus fuit. — Kurz Beiträge, III. S. 92. 
3) Epistola Gregorii III. ed. Serrar, p. 178, 179. 
4) Würdtwein epist. Bonifacii ep. 51. p. 106 - 111. — Rudhart's Geschichte von Baiern, 
S. 667. 
5) Rubhart handelt darüber weitläufig S 680 - 689.
	        
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