Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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dortigen Christen und Kirchen zu führen 1). Diese Bischöfe hatten aber keinen 
bestimmten Sitz, sie waren nicht ordentliche, sondern Land- oder Chor- 
bischöfe, sie hießen auch nie weder Bischöfe von Lauriacum, noch von 
Passau, obwohl sie sich in beiden Orten oft aufhalten mochten. Daß sie 
nicht ordentliche Bischöfe von Passau waren, geht auch bestimmt daraus 
hervor, weil es später um 738 von Vivilo heißt, er sey der erste Bischof 
daselbst gewesen (primus episcopavit); aber auch zu Lauriacum waren 
sie es schwerlich, wenigstens nicht, so lange Rupert und sein Nachfolger Bischof 
Vitalis lebten; sie hielten sich auch größtentheils in Passau auf. Der ältere 
nun von diesen Bischöfen, der namentlich in der Geschichte erscheint, ist 
Erchanfried, er kommt in einer Urkunde vor, vermöge deren der Priester 
Sigirikus seine Schenkung von Gütern um Herigisinga (Hörsching, nicht 
weit von Wels) und Truna (Fluß und Ortschaft Traun), die er schon zur 
Zeit der vorhergehenden Bischöfe an die Kirche zu St. Stephan ge¬ 
macht hatte, nun in Gegenwart des Bischofs Erchanfried (voeato 
episcopo) erneuert 2). Ob übrigens nicht diese Schenkung an die Kirche zu 
Ehren des heil. Stephan in Lauriacum gemacht wurde, ist zweifelhaft; eine 
solche bestand wenigstens später gewiß und jene Güter lagen ihr viel 
näher, als der Kirche des heil. Stephan zu Passau, welche übrigens in dieser 
Zeit gewiß schon bestand. — Es ist leider das Jahr in jener Urkunde nicht an¬ 
gegeben, doch nach fast allgemeiner Angabe geschah jene Erneuerung zwischen 
606- 623, wo also jener Erchanfried lebte. 
Nach ihm — zwischen 625 und 639 —erscheint urkundlich Bischof Otgar 
(Ottokar); er befand sich im Orte Puoche, wo der Martyr Florianus ruhte 
(zu St. Florian bei Enns), und daselbst erneuerte der Priester R e g i n o t f seine 
Schenkung an die Kirche des heil. Stephan zu Passau mit Gütern zu Alpunes- 
feld im Traungaue. Er that dieses, weil er früher in Gegenwart des Bischofs 
Erchanfried das Nämliche gethan hatte3). An diesem Orte hielt der Bischof 
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1) Dergleichen Bischöfe gab es in jenen Seiten viele, besonders im benachbarten Caranta- 
nien im folgenden Jahrhunderte, vom Bischöfe Virgilius zu Salzburg und dann vom Erz¬ 
bischöfe Arno und seinen Nachfolgern dorthin gesandt. 5uv. ll. p. 13, 14. Dieselben hießen 
episcopi oder chorepiscopi, regionarii. 
2) Monum. boic. 28 II. pag. 39 — 40. Sigiricus presbyter renovat traditionem suam olim 
factani ad St. Stephanum anteriorum episcoporum temporibus Erchanfrido 
vocato episcopo praesente —in Herigisinga item ad Truna, quidquid ibi habui. Actum 
ad Sanctum (Stephanum) seria II. die XI. Cal. Septembr. Also entweder im I. 6OO, 606, 617 
oder 623. 
3) Freyberg's Sammlung historischer Schriften und Urkunden, B. I. S. 414. Monum. 
boic. 28 p, II. 35. Reginolf presbyter propriam haereditatem ad ecclesiam beati Stephani infra 
muro civitatis Patavie tradit — bona in Alpunesfeld in pago Trungowe. In ea die mansit O t- 
karius vocatus episcopus und cum fidelibus suis in loco nuncupante ad Puoche,
	        
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