Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

214 
Was endlich die vielen Slaven in unserem Lande betrifft, so nahmen sie 
nach und nach deutsche Sprache und Lebensweise an und verschmolzen sich 
gänzlich mit den Baiern; nur blieben manche slavische Namen von Orten und 
Flüssen, auch manche Sitten derselben bis auf unsere Zeit. 
 
§. 39. 
Zustand der Religion und Kirche. — Heidenthum der Deutschen 
und besonders der Baiern; ihre Bekehrung zum Christen¬ 
thums durch den heiligen Rupert um 580. — Wandernde 
Bischöfe.— Vivilo, Bischof zu Lorch um 737, dann zu Passau; 
seine Nachfolger.— Klöster und Kirchen. 
 
Der traurige politische Zustand unseres Landes im Anfange dieser Periode 
ist schon geschildert worden; es war aber auch kein besserer in Ansehung der 
Religion und der Kirche, und konnte es auch nicht seyn. Aus einer so schreckli¬ 
chen Verwüstung erhebt sich nie schnell ein blühendes Land, noch eine zahlreiche 
Bevölkerung; die wenigen übriggebliebenen Römer und Noriker mögen wohl 
noch von Severins Zeit her katholisch gewesen seyn; allein sie waren zerstreut 
und vereinzelt, sich selbst überlassen, ohne Oberhirten; die wenigen Rugier, 
welche sich um diese Zeit wahrscheinlich mehr in die Gegenden des Mühlkreises 
heraufzogen, waren, sowie das herrschende Volk, die Gothen, Arianer, 
die im einstigen Lande der Rugier einige Zeit wohnenden Longobarden, die 
sich aber um 526 in Pannonien und bis zur Enns herauf ansässig machten, 
theils arianisch, theils noch heidnisch. Und als sie später im Jahre 568 nach 
Italien zogen, kamen gar an ihre Stelle die wilden Avaren, welche so wie 
die ihnen unterworfenen Slaven oder Wenden, die sich im mittleren Norikum 
niederließen, ganz dem Heidenthume ergeben waren. Da zerfiel das Christen¬ 
thum im benachbarten Pannonien und in dem nun sogenannten Carantanien, 
einem Hauptsitze der Slaven; auf den Ruinen der christlichen Kirchen standen 
wieder die Bilder des Heidenthums, die Statuen und Tempel ihrer Götter! 
Diesem scheint jedoch zu widersprechen, daß im Anfange des sechsten Jahr¬ 
hunderts Theodor I. sogar Metropolite zu Lauriacum gewesen seyn soll, 
vermöge der bekannten schon angeführten Bulle des Papstes Symachus. Allein 
die Unechtheit derselben haben wir schon erwiesen und ist fast von Allen aner¬ 
kannt, und die ganze Behauptung widerspricht offenbar der dargestellten Ge¬ 
schichte; damals herrschte nur Verwüstung im Lande, Lauriacum lag so gut, 
wie die anderen römischen Kastelle noch in Ruinen, wenigstens bis 510 nach 
Aussage des Eugippius. Und wo waren denn die Katholiken, über welche der 
Bischof hätte gesetzt seyn sollen, und noch mehr, wo befanden sich denn die
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.