Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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und die Eroberung Roms durch dieselben als schnell auf einander folgende Ereig¬ 
nisse. Doch mag dieß seyn wie immer, so viel ist gewiß, daß jene Gallier, welche 
nach Livius im J. 600 v. Ch. in Italien eingebrochen seyn sollen, die Gegenden 
am adrkatischen Meere, die Alpen Krains, Kärnthens und der Steiermark, 
unsere Berge und Thäler nicht berührten; denn Herodot im J. 444 v. Ch. 
weiß noch nichts von Kelten in diesen Ländern, er setzt die viel ältern Umbrer 
beiläufig J. 1), und wären die gewaltigen Kämpfe der Kelten mit den 
Ureinwohnern fd^on erfolgt gewesen und hätten jene schon ihr Land besessen, so 
hätte er es gewiß gesagt; denn er kennt ja doch schon Ketten, und den Jster, 
wenn auch nur dunkel, und läßt diesen Strom, wiewohl unrichtig, an den Pyre¬ 
näen entspringen 2). 
Die Einfälle und Eroberungen der Ketten im Norikum und in Pannonien 
geschahen also erst nach jenem Einbrüche derselben über die Alpen in Italien 
um das Jahr 388 v. Ch. In der Zeitbestimmung dieses Ereignisses kommen 
Justinus, Appian, Diodor von Sicilien und Polybius überein, und erst nach 
Roms Eroberung zogen gallische Stämme weiter vorwärts gegen Osten und 
blutige Kämpfe begannen mit den ältern Bewohnern, bis sie bezwungen oder 
vertrieben waren. Sie eroberten die illyrischen Länder längs dem adriatischen 
Meere bis gegen Epirus und Pannonien. Von da führten sie viele Kriege mit 
den benachbarten Völkern durch mehrere Jahre, wie es Justinus deutlich be¬ 
zeugt 3)- sie überwanden auch dieselben, besonders die nördlicheren bis zur 
Donau hin, wo sie ohne Zweifel herrschten, Unbefangen jene Stelle des Ju-- 
stinus betrachtet, ist doch nur von jenen Auswanderern die Rede, welche über die 
Alpen nach Italien gezogen waren und von denen Ein Theil dort blieb, der 
andere aber noch weiter östlich zog, und die Stelle wird zu sehr auseinanderge¬ 
rissen, wenn man den Ausdruck »et portio illyricos sinus penetravit” von 
dem weit entfernten Haufen der Gallier unter Sigoves verstehen will, der von 
den Gegenden nördlich der Donau herübergebrochen wäre, die Stämme an die¬ 
sem Flusse bezwungen, Pannonien und Jllyrien erobert haben sollte, wie Manche 
glauben4). Der Zug dieser Gallier über den Rhein und in die Gegenden nörd¬ 
lich der Donau ist nicht zu läugnen (es wird weiter unten davon die Rede seyn), 
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1) Herodot I. IV. 49. 
2) L, c. I. II. 33. Ister fluens ex Celtis, — Celtae autem sunt extra cippos Herculis. 
3) L. c. Mb. XXIV. c. 4. Ex his portio in Italia consedit — et portio Illyricos sinus per 
strages barbarorum penetravit et in Pannonia consedit- — Domitis Pannoniis per inultos an¬ 
nos cum finitimis varia bella gesserunt. 
4) A B. Magnus Klein, Ritter in seiner Weltgeschichte, Lorenz Surowiecky, Muchar 
im keltischen Norikum u. f. f. Man vergleiche Ankershofen, Geschichte von Kärnthen, I. Heft, 
Erläuterungen S. 18.
	        
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