Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Getreide beladen nach Favianis 1), unter den Agilolsingern wurde dieselbe gewiß 
auch benutzt, und bald darnach im J. 791 bei Karls Feldzuge gegen die Avaren 
fuhren viele Schiffe mit Lebensmitteln hinab, sie mußte also gut fahrbar ge¬ 
wesen seyn. Dies war auch mit dem Inn2) und anderen Flüssen der Fall, 
wenigstens zum Verkehre im Innern. Bei dem Handel, besonders mit dem 
Auslande, war gewiß in vielen Fällen Geld nöthig; die baierischen Herzoge 
hatten auch das Münzrecht, obwohl keine Münzen mehr von ihnen vorhanden 
sind; sie wurden in ihrem Sitze zu Regensburg geprägt nach fränkischem Mu¬ 
ster und Fuße3), und galten allgemein im Handel; der Münzmeister mit seinen 
Leuten zog auch dem wandernden Herzoge nach und prägte Jedem für bestimm¬ 
ten Gewinn sein Silber zur Münze um, derselbe fiel dem Herzoge zu. Gewöhn¬ 
lich wurde nach Schillingen oder Solidus gerechnet; allein als wirkliche Silber- 
münze waren sie nicht vorhanden4), sondern gangbare Münzen waren die 
Saiga, welche dem Denar der Römer gleich war und auch oft so hieß; 
vier Denare machten eine Tremisse, zwölf aber einen Solidus. 240 Denare 
bildeten ein Pfund, welches aus 12 Unzen bestand. Es kommen auch Goldunzen 
vor; aber der Werth des Goldes gegen das Silber war wie eins zu zehn, nach 
Anderen gar zu zwölf: Uebrigens war baares Geld bei den Baiern selten, und 
die Geldstrafen waren hart und sehr bedeutend. Nach rheinischer Währung galt 
der Denar beiläufig sieben Kreuzer, also ein Solidus 1 fl. 24 kr. Dabei ist zu 
bemerken der viel höhere Werth des Silbers in jenen Zeiten, so daß nach der 
Berechnung Einiger ein Solidus zwanzigmal mehr werth war, also 28 fl. (nach 
rheinischem Fuße) betragen haben soll5); eine Buße von 40 Schillingen war 
also 1120 Gulden. 
Was nun die Blüte des Landes überhaupt betrifft, so mögen wohl die schönsten 
Zeiten vor dem großen Kampfe mit den Avaren während der Regierung Herzog 
Theodo's lV. gewesen seyn, wie wir schon in der Geschichte bemerkten; da gab es 
Städte, wie Lorch, Passau, Regensburg, viele bedeutende Ortschaften an der 
Enns, sie gingen aber zwischen 640 und 700 zu Grunde; das Land erholte sich 
jedoch wieder besonders unter Herzog Thassilo II. und es war sehr blühend und 
volkreich, als es Kaiser Karl der Große in seine Gewalt bekam. 
Ueber die Bildung des Volkes überhaupt läßt sich aus der ältesten Zeit, 
als noch das Heidenthum herrschte, gar nichts sagen, von Wissenschaften und 
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1) Vita S. Severini p. 67. 
2) Rudhart, S. 715. Pertz, I. p. 174 - 176 - 179. 
3) Desing Reichsgeschichte, S. 91, 92. 
4) Rudhart, S. 719. 
5) Desing Reichsgeschichte, S. 637. Rudhart, S. 634. 
 
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