Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

194 
Klima, bei roheren oder gebildeteren Nachbarn mit anderen Sitten und Ge¬ 
bräuchen, bei anderen Schicksalen, in Freiheit oder Oberherrlichkeit eines fremden 
Volkes, vorzüglich durch eine neue Religion, ihre Gesetze und Gebräuche, traten 
bedeutende Abweichungen vom Ursprünglichen ein; die neuen Eindrücke gingen 
nach und nach in das Leben des Volkes über, das sich nun unterschieden von 
anderen gestaltete, und ein eigenes Gepräge erhielt. Dies war auch bei den 
Baiern der Fall, von denen hier allein die Rede seyn kann, als dem zahlreich¬ 
sten und dem herrschenden Volke, dem eigentlichen Kerne der Bewohner auch 
in unseren Gegenden in jenen Zeiten.. Aus alten Schriftstellern und Ur¬ 
kunden, aus dem Gesetzbuchs der Baiern, in dem siebenten Jahrhunderte ge¬ 
sammelt unter dem fränkischen Könige Dagobert I., und aus anderen alten 
deutschen Geschichtsquellen kann man ein deutliches und begründetes Gemälde 
des Lebens der politischen und religiösen Verfassung der Baiern seit ihrem Ein¬ 
züge in diesem Lande bis zum Untergange Thassilo's V. entwerfen. Doch wäre 
es viel zu weitläufig, Alles ausführlich darzustellen; wir wollen nur die wesent¬ 
lichen charakteristischen Züge in ihren Einrichtungen hervorheben, besonders jene, 
welche die Grundlage des Rechtes, der Verfassung und der Gebräuche in den 
folgenden Jahrhunderten geworden sind, worauf so Manches, selbst noch in 
jetziger Zeit, beruht, und zuletzt die wichtige Geschichte der Religion und der 
Kirche in Baiern, besonders in unserem Lande, abhandeln 1). 
 
§. 35. 
Beschaffenheit des häuslichen Lebens und der bürgerlichen 
Einrichtungen. 
 
Die Baiern, als sie ihre Wanderung gegen Süden begannen, bildeten 
eigentlich eine große Kriegerschaar, so war Alles eingerichtet und geordnet. Nach 
alter Sitte waren sie in Tausende, Hunderte und Zehnte abgetheilt, die ver¬ 
wandten Familien standen beisammen, an der Spitze der Schaaren waren die 
Edlen mit ihrem Gefolge, Alle standen unter dem obersten Heeresführer. Ihnen 
folgten Weiber, Kinder und Sklaven. So rückten sie in die Länder vor bis an 
den Lech und dann an die Enns. Sie fanden viele kulturfähige Gegenden, das 
Meiste aber verwildert, größtentheils Waldungen mit Wildpret aller Art, aber 
auch mit wilden Thieren zur Jagd für die kühnen Jäger. Das Land wurde 
nun unter die freien Baiern vertheilt, derAntheil an Grund und Boden, den 
-------  
1) Weitläufiger wird über einzelne dazu gehörige Gegenstände in B u ch n e r's Geschichte 
von Baiern, in den Erzählungen aus der baierischen Geschichte von Freyberg und vorzüg¬ 
lich in Rudhart's ältester Geschichte dieses Landes aus den Quellen, die auch angeführt 
sind, abgehandelt, denen wir auch großentheils folgen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.