Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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chenen Gegenden überwanden, dieselben theils vertrieben, theils sich unterwarfen. 
Daß schon Jahrhunderte v. Ch. die Kelten sich daselbst befanden, darüber 
ist man großentheils einverstanden; denn als die Römer hierher kamen, trafen 
sie dieselben als schon lange ansässig, und sie konnten und mußten doch er¬ 
fahren, welcher Abkunft diese dann von ihnen besiegten Stämme waren; sie 
hießen Kelten oder Gallier, wie es schon Julius Cäsar und Strabo aus¬ 
drücklich sagen. 
Schwer ist es jedoch auch hier zu bestimmen, wann dieselben in diese 
Länder zwischen dem adrkatischen Meere und der Donau gekommen sind. Die 
Urgeschichte dieses großen Volkes ist eben so sehr im Dunkel, wie jene anderer 
Nationen; wann sie in Europa eingewandert, ist ebenfalls unbekannt; ihr 
Hauptsitz aber zur Zeit als sie bekannter wurden und eigentlich in der Geschichte 
auftreten, war im alten Gallien und eine ältere Heimat kannten sie selbst 
nicht. Daß ihre Züge von diesem Lande aus gegen Osten und Süden gingen, 
darüber ist kein Zweifel, und es fragt sich nur, wann die ersten großen Wan¬ 
derungen geschahen, die bis in unsere Gegenden reichten, und welche Stämme 
hierher vorrückten. 
Die älteste Sage darüber, wahrscheinlich von den Druiden Galliens auf¬ 
bewahrt, findet sich bei Livius 1), und kürzer auch bei Justinus in seinem Aus- 
zuge aus den Geschichtsbüchern des Trogus Pompejus, der ein Gallier war, und 
daher Manches gut wissen konnte2). 
Nach Livius trug sich die Sache so zu: Ambigat, König des mächtig¬ 
sten gallischen Stammes, die Bituriger genannt, zur Zeit des römischen Kö¬ 
nigs Tarquinius Priskus, beschloß in seinem hohen Alter, da das Land die 
Menge der Bewohner nicht mehr nähren konnte, seine beiden Neffen, Bel- 
loves und Sigoves, mit einem großen Gefolge, so daß Niemand ihnen 
widerstehen könnte, in fremde Länder zu senden. Das Loos durch den Flug der 
Vögel entschied für Belloves zum Zuge nach Süden oder Italien, und für 
Sigoves nach Osten über den Rhein, 300,000 Mann zogen mit ihnen aus. 
Diese Wanderung geschah also im J. 600 oder 599 v. Ch.; Belloves zog über 
die Alpen nach Italien und gründete Mailand; diesem Zuge folgten dann 
noch andere gallische Stämme, als: Cenomanen, Saltuvier, Bojer 
und Lingonen, Senonen, welche bis über den Po drangen und mehrere 
Städte erbauten 3). Strabo leitet ebenfalls die Kelten am adriatischen Meere 
von jenen aus Gallien ab, indem er sagt: Die Veneter am Meere in Belgien 
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1) Tit. Liv. hist. rom. lib. V. 34. 
2) Justinus 1. 24. c. 4. lib. 20, c, 5, 
3) Livius 1. V, 35.
	        
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