Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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bestimmen. Machar in seiner Abhandlung über das altkeltische Norikum hält 
dieselben für Kelten und Illyrier, vermischt mit etruskischen Flüchtlingen, Män¬ 
nert für Kelten, Andere für Iberier und Thrakier; Pfister in seiner Geschichte 
der Deutschen behauptet, daß im weiten Deutschland von der Vorzeit an immer 
Deutsche gewohnt, selbst die Bojer und Taurisker seyen dieses Ursprunges 1). 
Vorzüglich hat man in neuerer Zeit die Hypothese aufgestellt, daß die Slaven 
eigentlich die Urbewohner des südlichen Deutschlands, von Norikum, Pannonien 
und Istrien, lange vor der Ankunft der Kelten in jenen Gegenden, gewesen sind, 
so besonders Suppan 2), Safarik, und Bulgarin in seiner Geschichte des rus¬ 
sischen Reiches3). Diese letzte Ansicht haben größtentheils Gelehrte slavischer 
Abkunft aufgestellt, und oft durch übertriebenes Etymologisiren von Orts- und 
Flußnamen zu begründen gesucht. Der neueste Schriftsteller, welcher diesen 
Gegenstand berührte4), halt die ältesten Bewohner der Berge in Inneröster- 
reich, die Karner und Noriker, der Tauern im Herzogthume Salzburg, 
Tyrol, Vorarlberg und in der Schweiz u. s. w., für Rhätier (ein großes Volk 
pelasgischen Ursprungs), die zuerst an beiden Seiten des ägäischen Meeres ge¬ 
wohnt haben und von da theils westlich nach Italien, theils zwischen der Donau 
und dem adriatischen Meere in die norischen und rhätischen Alpen gezogen 
sind, von wo sie erst nach Italien hin sich Bahn brachen. Ihre Sprache, rase- 
nisch oder etruskisch genannt, ist dem innern Organismus nach griechisch und 
viele Namen von Orten, Bergen und Flüssen in jenen Gegenden sind echt etrus¬ 
kisch. Dichtung gebührt allen diesen Versuchen, von denen manche sich durch 
Scharfsinn und Gelehrsamkeit auszeichnen, aber ihre große Verschiedenheit be¬ 
weiset, daß man nichts Gewisses über jene Zeiten und Völker wisse, wie 
konnten sollst die mannigfaltigsten Stämme als die Urbewohner aufgestellt 
Inneröster- Es mangelt durchaus die historische Grundlage, und die Meinungen 
und Vorurtheile sind keine sicheren Führer zur geschichtlichen Wahrheit. 
 
§. 2. 
 
Ankunft der Kelten im Süden der Donau. 
 
Näher treten wir nun der beglaubigten Geschichte, da wir zur Periode 
kommen, wo die Kelten aus Gallien hervorziehend, die alten Völker der bespro- 
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1) B. I. 15 - 27. 
2) Zeitschrift Carinthia 1831, Nr. 47, 49. 
3) Mehreres über diese Hypothesen findet man im Handbuche der Geschichte des Herzog¬ 
thums Kärnthen von Gottlieb Freiherrn von Ankershofen. Klagenfurt 1842. Erstes Heft. 
Quellen-Stellen und Erläuterungen S. 5 - 15. Safarik über slavische Ansiedlungen. 
4) Ueber die Urbewohner Rhätiens und ihren Zusammenhang mit den Etruskern von 
Ludwig Steub. München 1843. S. 143 - 148.
	        
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