Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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§. 32. 
Der Traungau und seine Bewohner, Römer, Kelten, Slaven, 
Baiern; Orte in demselben.— Das Land im Norden der 
Donau. 
Als die Baiern in unser Land einrückten, fanden sie wohl auch einige Rö¬ 
mer, die ihnen nun zinsbar wurden; aber zahlreich waren sie gewiß nicht, nur 
deutsche Sprache, Sitte und Lebensweise finden sich vor, so daß die wenigen 
Ueberbleibsel der älteren Zeit auf dieselbe fast keinen Einfluß hatten. In den 
baierischen Gesetzen, von den Franken gegeben, aus alten Gewohnheiten und 
dem Herkommen gebildet, ist nie von eigenen Gesetzen und Rechten der Römer 
die Rede, aber auch nicht von den rechtlichen Verhältnissen der Baiern zu den¬ 
selben; sie waren also viel zu wenig, als daß man sie eigens berücksichtigt hätte, 
was sonst, wo viele Römer unter Deutschen wohnten, wohl geschah. Was nun 
den Traungau betrifft, so werden in den Urkunden und Nachrichten jener 
Zeit keine Römer angeführt; denn ob die Schenkung Herzogs Theodeberts1) 
an unserer Traun lag, ist sehr zweifelhaft; es scheint vielmehr jene obere 
Traun im Chiemgau gemeint zu seyn; doch mögen Einzelne auch dort gewohnt 
haben, wie in dem benachbarten Atergau an der Vöckta, wo die Gränze zwischen 
beiden Gauen war. 
Von alten Kelten ist auch keine Erwähnung; allein auf den Bergen, 
in den Thätern und Schluchten lebten gewiß noch manche dieses Ursprunges, 
weil noch lange darnach — ja sogar bis jetzt — sich alter keltischer Aberglaube 
und alte Sitten erhalten haben. Bestimmtere Nachrichten finden sich aber vor, 
daß schon unter den Agilolfingern viele Wenden oder Slaven in verschie¬ 
denen Theilen des Traungaues wohnten. Wie die Kelten die Berge, so liebten 
die Slaven mehr die Thäler und Ebenen, reuteten die Wälder aus, besorgten 
den Ackerbau und siedelten sich an. Viele derselben zogen wohl schon vor 630, 
zu Samo's Zeit, über den Pyrn herüber in das große Thal, von ihnen Win¬ 
di sch -Garsten genannt, und vielleicht in manches Thal an der Steier und 
Enns, wie wir schon oben bemerkt haben; aber zu Thassilo's II. Zeit machten 
sich mehrere daselbst ansässig; er war in großem Verkehre mit den carantani-- 
schen Slaven und sie waren seit 748 und dann seit 772 gewissermaßen abhängig 
von ihm. Daß sich übrigens zu dieser Zeit Slaven schon in den östlichen 
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1) Juvav. II. 29. In ipso pago juxta fluenta d r u n a tradidit idem dux (Theodebertus) 
Romanos et eorum mansos tributales LXXX. — Si quidem ipse dux tradidit in pago drunense 
(Traungau?) tributarios XX. apsos mansas eorum.
	        
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