Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

107 
Stürme kaum geschah; da wurde die Macht der Slaven gebrochen und jene der 
Avaren wieder größer, die sich nun näher gegen die Erms heraufzogen und leicht 
mit den benachbarten Barern in Streit und Kämpfe geriethen, welche am mei¬ 
sten in den Gegenden an der Enns Statt gefunden haben mögen. Die Jahre 
dieser Schlachten und Verwüstungen können nicht genauer bestimmt werden, 
weit die Angaben fehlen; doch erfolgten sie wahrscheinlich erst gegen 680, nach 
Thodeberts I. und Grimoalds l. Regierung, nach dem Tode seines 
Lohnes, des Herzogs Theodoald, unter Herzog Theodo IV., weil er in 
seiner Nachricht von der Verwüstung des Landes ob der Enns an Emeran die 
langwierigen Kämpfe in seine eigene Regierungszeit setzt 1). Der Anfang dieser 
Kampfe kann daher nicht leicht früher angesetzt werden, als int I. 680, weil 
er erst 717 starb, und er ist der letzte .der Theodone, dem seine Söhne in der 
Regierung nicht nachfolgten, sondern eigentlich sein Enkel Hugbert. 
 
§. 29. 
Barern unter Herzog Theodo IV. und seinen Söhnen.— 
Herzog H u g b e r t. 
 
Herzog Theodo IV. war, wenn auch nicht der erste, doch gewisse Herzog 
von ganz Baiern, sowohl des nördlichen und östlichen, als auch des südlichen 
Antheiles. Unter ihm erholte sich unser Land wieder und Städte wurden neuer¬ 
dings erbauet, wie es wenigstens von Lauriacum bekannt ist, welches bald 
wieder in der Geschichte erscheint und ohne Zweifel nicht der einzige blühende 
Ort gewesen ist. Herzog Theodo theilte im I. 701 oder 702 2) sein Reich unter 
sich und seine drei Söhne; Theodebert II. erhielt den südlichen Theil int 
heutigen Tirol, wo er auch von Paulus Diakonus erwähnt wird, indem er im 
J. 702 oder 703 den flüchtigen Longobarden Namens Ansprand aufnahm, 
neun Jahre schützte3) und dann mit einer Armee im J. 712 nach Italien schickte. 
Der zweite Sohn Grimoald saß in der Gegend von Freysing; Theode- 
bald herrschte vielleicht im Norden der Donau, und Theodo selbst im östli¬ 
chen Baiern, in unseren Gegenden, oder sie regierten gemeinschaftlich über die 
anderen Theile des Landes4); doch scheint Jener sich eine Art von Oberherrschaft 
über Alle vorbehalten zu haben. Er lebte noch im I. 716, wo er eine Reise 
nach Rom unternahm, um eine Abhilfe zu finden für ben damaligen traurigen 
-------  
1) Vita S. Emerani I. e. Propter discordiam et lóngam i n t e r s e et Avares bellorum 
controversiani etc. 
2) Aribonis vita 5. Corbiniani bei Meichelbeck hist. Frising Tom. I. P. II. pag. 8. Rudhart, 
1. c. S. 254, 255. 
3) Paul Diac. üb. vi. c. 21, 22. Von Koch - Sternfeld: Die Longobarden, S. 96, 98. 
4) Rudhart, I. c. S. 255.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.